Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2018; 25(02): 51-52
DOI: 10.1055/a-0591-8327
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Neues aus der Reisemedizin
Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Publication Date:
20 April 2018 (online)

Gelbfieber in Brasilien weitet sich aus

Anfang des vergangenen Jahres litt Brasilien unter dem größten Gelbfieberausbruch, der seit Beginn der kontinuierlichen Aufzeichnungen in dem Land vor fast 60 Jahren dokumentiert wurde. Nach 777 bestätigten Fällen traten dann aber in der zweiten Jahreshälfte zunächst kaum noch neue Infektionen auf und der Ausbruch wurde für beendet erklärt.

Seit Mitte Dezember 2017 steigen die Fallzahlen nun jedoch erneut stark an. Seither wurden mehr als 1100 neue Fälle, darunter 338 Todesfälle, bestätigt.

Seit Jahresbeginn gab es auch erste Fälle unter Touristen, die sich während eines Brasilienurlaubs infiziert hatten: 5 Reisende aus anderen amerikanischen Staaten sowie 4 Europäer erkrankten nach der Rückkehr in ihre Heimat; 2 Chilenen und ein Schweizer verstarben an den Folgen der Infektion.

Risiko für urbane Übertragungen in Großstädten steigt

Besonders besorgniserregend an den steigenden Fallzahlen ist, dass sich das Ausbruchsgeschehen immer näher an die großen Städte heran verlagert. Am stärksten betroffen ist derzeit der Bundesstaat Minas Gerais, aus dem 475 Fälle gemeldet wurden – der Großteil hiervon stammte aus den Gemeinden südlich und südöstlich der Millionenstadt Belo Horizonte.

Die übrigen Fälle traten in den Bundesstaaten São Paolo und Rio de Janeiro auf. In São Paolo erfolgten die meisten der Infektionen in einer Gemeinde, die nur 15 Kilometer vor den Toren der namensgebenden Landeshauptstadt liegt. Und auch in Rio de Janeiro infizierte sich etwa die Hälfte aller Betroffenen in einem 100-Kilometer-Umkreis um die Landeshauptstadt. Sowohl Rio als auch São Paolo gehören zu den größten Städten der Erde, insgesamt leben in den beiden Metropolregionen etwa 33 Mio. Menschen.

Noch erfolgt die Übertragung des Gelbfiebervirus in Brasilien – soweit bekannt – ausschließlich über Mücken der Gattungen Haemagogus und Sabethes, deren Vorkommen auf Waldgebiete und ländliche Regionen beschränkt ist. Durch die Verschiebung des Ausbruchs aus den ländlichen Gebieten in die Nähe der Städte steigt aber das Risiko, dass es auch zu urbanen Übertragungen kommt. In 2 Gemeinden des Bundesstaats Minas Gerais wurde das Gelbfiebervirus bereits in Exemplaren der Asiatischen Tigermücke nachgewiesen, die auch in Städten verbreitet ist. Zuletzt war es 1942 in Brasilien zu Fällen urbanen Gelbfiebers gekommen.


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Impfaktion verläuft bisher schleppend

Um einen Ausbruch des Gelbfiebers in den beiden Megastädten zu verhindern, wurde in Rio de Janeiro und São Paolo eine Massenimpfaktion gestartet. Weiterhin wurde vom brasilianischen Gesundheitsminister die Diskussion angestoßen, die gesamte Bevölkerung Brasiliens zu impfen, da das Virus in den vergangenen Monaten in immer neue Regionen vorgedrungen ist. Es muss nun jedoch erst geklärt werden, ob genug Impfstoff für alle 200 Mio. Brasilianer vorhanden ist, selbst wenn kleinere Dosen verwendet werden. Außerdem läuft selbst die Impfaktion in den akut betroffenen Bundesstaaten nur schleppend. So konnten hier im Februar nur 4,3 statt der geplanten 20 Mio. Menschen erreicht werden.


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