Suchttherapie 2018; 19(02): 64
DOI: 10.1055/a-0580-3912
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Wasserpfeifen – Rauchen ohne Risiko?

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Publication Date:
03 May 2018 (online)

Das Rauchen von Wasserpfeifen („Shisha“) war früher nur in der arabischen Welt üblich. Mit den zunehmenden Restriktionen des Zigarettenrauchens kam das Shisha-Rauchen auch in Europa zunehmend in Mode. Mamtani et al. untersuchten nun die Schädlichkeit dieser Art des Tabakrauchens in einer Metaanalyse von Studien zu diesem Thema.

Ziel der Autoren war es, die Assoziation zwischen Wasserpfeifen-Rauchen und Krebs, insbesondere oropharyngealen Tumoren, Neoplasmen des Magens und des Ösophagus, der Lunge und der Blasé zu analysieren. Im Zuge einer systematischen Literaturrecherche identifizierten sie dafür relevante Studien und bewerteten deren Qualität. Unter Verwendung eines fixed- und random effects Modells berechneten die Autoren Summary relative risks (SRR), die Heterogenität der Daten und den Publication bias.

Zur Auswertung trugen 28 Studien bei. Berücksichtigt man nur qualitativ hochwertige Arbeiten, zeigt sich, dass das Rauchen von Wasserpfeifen mit einem signifikant erhöhten Risiko folgender Entitäten vergesellschaftet ist:

  • oropharyngeale Tumoren (SRR 2,97)

  • Ösophaguskarzinom (SRR 1,84)

  • Lungenkarzinom (SRR 2,22)

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In der arabischen Welt weit verbreitet und inzwischen auch in Europa Mode: Shisha rauchen. Doch ist das Rauchen von Wasserpfeifen tatsächlich harmlos? Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass dem mitnichten so ist. Bildquelle: Renate Stockinger/Thieme Verlagsgruppe

Dabei fanden sich keine Hinweise auf Heterogenität oder Publication bias.

Auf der Basis qualitativ schlechterer Studien gab es auch Hinweise auf ein erhöhtes Risiko des Auftretens von Magenund Blasenkrebs. Die Häufigkeit von kolorektalen Neoplasmen, Leberkarzinomen und die Karzinominzidenz insgesamt scheint bei Rauchern von Wasserpfeifen ebenfalls erhöht zu sein, jedoch erlauben die diesbezüglichen Arbeiten aufgrund insuffizienter Ergebnisberichte keine Metaanalyse der Daten.

Zu den Unsicherheiten dieser Metaanalyse zählt die Schwierigkeit, die Expositions-Dosis bei Wasserpfeifen-Rauchern abzuschätzen. Auf alle Fälle sei aber durch die hier betrachteten Studien der weit verbreitete Glaube widerlegt, dass die Passage des Tabakrauches durch Wasser Karzinogene aus dem Inhalat entfernt, so die Autoren. Ganz im Gegenteil stelle der hohe Anteil von Nebenstromrauch beim Wasserpfeifen-Rauchen ein besonderes Gesundheitsrisiko sowohl für die Konsumenten wie auch für passiv rauchende Personen im selben Raum dar.

Fazit

Ganz im Gegensatz zur bisherigen Wahrnehmung einer relativen Harmlosigkeit des Wasserpfeifen-Rauchens zeigt diese Metaanalyse, dass dabei ein erhöhtes Risiko des Auftretens von oropharyngealen Neoplasmen, Ösophagus- und Lungenkarzinom besteht. Wegen insgesamt aber noch spärlicher Daten und der oft suboptimalen Qualität der vorliegenden Arbeiten besteht nach Ansicht der Autoren Bedarf für große, gut geplante Studien an definierten Studienpopulationen.

Dr. med. Peter Pommer, Pfronten