Mayhew D.
et al.
Longitudinal profiling of the lung microbiome in the AERIS study demonstrates repeatability
of bacterial and eosinophilic COPD exacerbations.
Thorax 2018;
DOI:
10.1136/thoraxjnl-2017-210408
Die Heterogenität der Krankheitsverläufe von COPD-Patienten stellt insbesondere für
die Therapieplanung eine große Herausforderung dar. Biomarker zur Differenzierung
von Subtypen und zur Einschätzung der Exazerbationsrate werden daher dringend benötigt.
Da es bereits Belege für Veränderungen der Lungenflora gibt, die bei COPD mit der
Symptomschwere scheinbar zusammenhängen, wollten nun Mayhew und sein Team die Charakteristika
des Lungenmikrobioms und ihre Zeitstabilität bei COPD-Patienten genauer betrachten.
Die Untersuchung war dabei Teil der sogenannten AERIS Studie (Acute Exacerbation and
Respiratory InfectionS in COPD) und wurde als prospektive Kohortenstudie im Längsschnittdesign
durchgeführt.
Innerhalb eines Jahres sammelten die Forscher mehrere Sputumproben von Patientinnen
und Patienten mit der gesicherten Diagnose einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung
(COPD). Teilnehmer mussten zwischen 40 und 85 Jahre alt sein, die Untersuchungen erfolgten
zwischen Juni 2011 und Juni 2012 unter Leitung der Universitätsklinik Southampton.
Alle Patienten wurden in stabilen Krankheitsphasen monatlich untersucht und gaben
jeweils eine Sputumprobe nach gängigen Standards ab. Im Fall einer akuten Exazerbation
stellten sich die Patienten zusätzlich innerhalb von 72 Stunden in der Klinik vor.
Die Klassifikation der COPD-Subtypen erfolgte nach Exazerbationstypen sowie nach Ergebnis
von Bakteriologie, Virologie und Eosinophilenzahl. Zur Profilbestimmung des Mikrobioms
griffen die Autorinnen und Autoren auf das Verfahren der Hochdurchsatz-Sequenzierung
des 16S ribosomalen RNA-Gens zurück. Um die Wahrscheinlichkeit wiederholter Exazerbationen
mit vergleichbarem mikrobiellem Profil vorhersagen zu können, arbeiteten Mayhew und
Kollegen mit dem Markov Kettenmodell. Dabei handelt es sich um einen stochastischen
Prozess, bei dem auf Basis einer begrenzten Vorgeschichte Aussagen über zukünftige
Entwicklungen getroffen werden können.
Intraindividuelle Stabilität des Mikrobioms
127 Patienten bildeten die ursprüngliche Kohorte, 584 Sputumproben von 101 Patienten
konnten in der finalen Auswertung berücksichtigt werden. Teilnehmer waren durchschnittlich
67,1 Jahre alt, 41,6 % von ihnen weiblich. In 44,6 % bzw. 39,6 % der Fälle waren die
Krankheitsverläufe nach den GOLD-Stadien moderat bzw. schwer ausgeprägt, die mittlere
FEV1 nach Bronchodilatator lag bei 47,1 % vom Sollwert. Von den 584 Sputumproben entfielen
423 auf die Routinebesuche während stabiler Krankheitsphasen, die übrigen 161 Proben
wurden während einer Exazerbationsphase entnommen. Je häufiger die Exazerbationsrate,
desto geringer war die zeitliche Stabilität der Zusammensetzung des Mikrobioms der
Lunge. Analysen mithilfe des Markov Kettenmodells ergaben, dass sich bakterielle und
eosinophile Exazerbationen bei demselben Patienten mit größerer Wahrscheinlichkeit
wiederholten. Bei viral bedingten Krankheitsverschlimmerungen konnten die Autoren
hingegen diese Entwicklung nicht belegen. Der Nachweis von Bakterien der Gattung Haemophilus und Moraxella war mit einer größeren Krankheitsschwere, einer höheren Exazerbationsrate sowie mit
dem Auftreten von Bronchiektasen verbunden.
Für das Mikrobiom der Lunge konnten die Autorinnen und Autoren eine gewisse Zeitstabilität
belegen, der Nachweis von Haemophilus und Moraxella ging mit einer höheren Exazerbationsrate und Krankheitsschwere einher. Die Forscher
konnten für die einzelnen COPD-Subtypen deutliche Profilunterschiede feststellen und
betrachten diese als wertvollen Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Wirkstoffe und
Biomarker.
Annika Simon, Hannover