Balint Journal 2018; 19(01): 36
DOI: 10.1055/a-0575-0929
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

RezensionWanderung durch die französische Lyrik

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Publication Date:
14 March 2018 (online)

Der Rezensent spricht ein wenig französisch, dies aber gerne. Der Rezensent liest (seltener als gewünscht) Lyrik. Er schätzt den Autor und Kollegen, Herrn Holzbach, aus der gemeinsamen Balintarbeit. Vor ihm liegt ein kleiner Gedichtband: „Wanderung durch die französische Lyrik“. Herr Kollege Holzbach hat „eine Wanderung durch die Jahrhunderte der neuzeitlichen französischen Lyrik“ gemacht und will uns die Vielfalt des lyrischen Schaffens näherbringen – u. a. Villon, de la Fontaine, Molière, Chenier, Hugo, Baudelaire, Rimbaud. Er hält hierbei Reim, Rhythmus und Versmaß bei, und wir können es parallel verfolgen – auf der Gegenseite des Heftes. Es ist eine Köstlichkeit dies zu lesen, auch wenn häufig die Worte und Bilder melancholisch sind. Aber das Spiel mit der Sprache im doppelten Sinne ist faszinierend und lässt uns abschalten im Ductus der Mail- und Twitter Texte - ein Wert an sich in unserer heutigen Zeit.

Die Lektüre sei Ihnen wärmstens empfohlen.

Ein Auszug:
Cors de Chasse

Notre histoire est noble et tragique
Comme le masque d´un tyran
Nul drame hasardeux ou magique
Aucun details different
Ne rend notre amour pathe´tique

Et Thomas de Quincey buvant
L´opium poison dou et chaste
A sa pauvre Anne allait rêvant
Passons passons puisque tu passe
Je me retournerai souvant
Le souvenirs sont cors de chasse
Dont meurt le bruit parmi le vent

Jagdhornklang
Unsere Geschichte ist edel und tragisch
Wie Masken Tyrannen umgeben
Kein Schauspiel zufällig oder magisch
Keine Einzelheit kann je wiedergeben
Wie innig wir unsere Liebe erleben

So hat sich Thomas Quincey hingegeben
Dem Opium dem süßen Saft
Träumerisch zu seiner Anne begeben
So oft ich wiederkehr aus Wanderschaft
Lass uns gehen, alles wird vergehen

Erinnerungen – sie sind schemenhaft
Wie Jagdhornklänge sie im Wind verwehen

Günther Bergmann