Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2018; 15(01): 5
DOI: 10.1055/a-0548-6215
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Publication Date:
14 March 2018 (online)

ich bin sicher, dass Sie schon längst mit der aktualisierten S3-Leitline zum Mammakarzinom [1] arbeiten, die im vergangenen Dezember in einer gründlich überarbeiteten Fassung erschienen ist. Dass sich zwischen Juli 2012 und Dezember 2017 eine Menge getan hat, deutet bereits der erweiterte Umfang an: Die Langfassung des Dokuments umfasst 448 statt wie zuvor 362 Seiten (dabei ist der Methodenreport, der von 149 auf 362 Seiten angewachsen ist, nicht eingerechnet). Statt 30 Fachgesellschaften und Organisationen sind nun 34 beteiligt, und die Steuergruppe ist von 7 auf 13 Mitglieder erweitert worden. Dieser ist sehr zu danken, dass sie sich in ehrenamtlicher Tätigkeit unter Leitung von Kollege Wöckel (Würzburg) dieser Mammutaufgabe unterworfen haben.

Der Aufbau und die Gliederung wurden überarbeitet. Der Leitlinienreport berichtet, dass allein die MEDLINE-Recherche, die für den Zeitraum 2010 bis Mitte 2017 durchgeführt wurde, nach mehreren Einengungsschritten 362 Artikel ergab, von denen nach Titel- und Abstractsichtung 102 aufgenommen wurden. Die Zahl der zwischen 2013 und 2017 neu berücksichtigten Literaturstellen dürfte schätzungsweise um die 650 liegen – das Literaturverzeichnis führt insgesamt 1600 Publikationen auf.

Zum ersten Mal sind die Empfehlungen zur Früherkennung, die bislang in einer gesonderten Leitlinie behandelt wurden, in die Leitlinie integriert. Die inhaltlichen Änderungen und Aktualisierungen der Leitlinie betreffen alle Themenbereiche, von der Früherkennung über die Diagnostik bis zur Therapie. Da ist zunächst die Patientinnenaufklärung und -beratung in den meisten Bereichen – in der Früherkennung, im Umgang mit Patientinnen mit erhöhtem Risiko (insbesondere Frauen mit pathogener BRCA1/2-Genmutation) oder mit auffälligen Befunden. In den diagnostischen Kapiteln finden sich zahlreiche aktualisierte Empfehlungen insbesondere zur Mammografie bei Frauen unter 40 Jahren, zur Sonografie, zur MRT und zu Biopsien. Und es sind neue Hinweise zu Multigen-Tests und zum Biomarker Ki67 (der in bestimmten Fällen zusätzlich zu den konventionellen Prognosefaktoren Alter, pT, pN, Grad, ER, PR, HER2 verwendet werden kann) aufgenommen worden. In der Therapie machen es moderne Operationsverfahren möglich, noch schonender zu operieren, ebenso wie in der Strahlentherapie weniger belastende Strategien möglich werden.

Die Leitlinie zum Mammakarzinom ist die zweitumfangreichste S3-Leitlinie des Leitlinienprogramms Onkologie (nach der Leitlinie zur Supportiven Therapie, die ebenfalls letztes Jahr erschien). Dass ihre Aktualisierung nach 5 Jahren publiziert werden konnte, ist angesichts des Umfangs der zu berücksichtigenden Literatur und der gestiegenen Anforderungen an die Leitlinienerstellung mehr als nur anerkennenswert. Die angestrebte Gültigkeitsdauer beträgt wiederum 5 Jahre. Wir können sicher erwarten, dass sich bis dahin in unserem Feld weiter viel tun wird!

Ihr

Prof. Dr. Matthias W. Beckmann

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Prof. Dr. Matthias W. Beckmann