Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2016; 44(04): 227-236
DOI: 10.15654/TPK-150604
Originalartikel
Schattauer GmbH

Bakterielle Harnwegsinfektionen bei Katzen

Prävalenz prädisponierender Erkrankungen und bakterieller Isolate sowie Ermittlung der antimikrobiellen Resistenz gegenüber häufig eingesetzten Antibiotika Article in several languages: deutsch | English
Roswitha Dorsch
1   Medizinische Kleintierklinik, Zentrum für Klinische Tiermedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
Clara von Vopelius-Feldt
1   Medizinische Kleintierklinik, Zentrum für Klinische Tiermedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
Georg Wolf
2   Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen, Veterinärwissenschaftliches Department, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
Ralf S. Mueller
1   Medizinische Kleintierklinik, Zentrum für Klinische Tiermedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
Reinhard K. Straubinger
2   Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen, Veterinärwissenschaftliches Department, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
Katrin Hartmann
1   Medizinische Kleintierklinik, Zentrum für Klinische Tiermedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
› Author Affiliations
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Publication History

Received: 27 July 2015

Accepted after major revision: 18 January 2016

Publication Date:
19 December 2017 (online)

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Zusammenfassung

Ziel: Ermittlung der Prävalenz prädisponierender Begleiterkrankungen (BE) bei Katzen mit bakteriellen Harnwegsinfektionen (HWI) und der Prävalenz von Bakterienspezies bei verschiedenen BE sowie deren Sensibilität gegenüber den bei HWI häufig eingesetzten Antibiotika Doxycyclin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol (TMS), Amoxicillin-Clavulansäure (AMC), Cephalothin und Enrofloxacin. Material und Methoden: In die retrospektive Studie wurden Katzen mit positiver Urinkultur im Zeitraum 2003–2009 eingeschlossen. Basierend auf den Daten der Krankenakten erfolgte eine Einteilung in vier Gruppen: Katzen mit systemischen prädisponierenden BE, Katzen mit lokalen prädisponierenden BE, Katzen mit Harnblasendauerkathetern (HBDK) und Katzen ohne dokumentierte BE. Zur Ermittlung der wahrscheinlichen Effektivität der Antibiotika wurden deren antimikrobielle Impact-Faktoren berechnet. Ergebnisse: In die Studie gingen 194 Katzen mit 219 bakteriellen Isolaten ein. Davon wiesen 78,4% (152/194) eine BE auf. 49,5% (96/194) hatten eine systemische BE und 28,9% (56/194) hatten eine lokale BE oder einen HBDK. Katzen mit systemischen BE waren signifikant älter als Katzen der anderen Gruppen und häufiger weiblich als Katzen mit lokaler BE und HBDK. Mehr als 50% der Katzen mit systemischer BE zeigten keine klinischen Symptome einer Erkrankung des unteren Harntrakts. Escherichia (E.) coli, gefolgt von Streptococcus spp., Staphylococcus spp. und Enterococcus spp. waren die am häufigsten vorkommenden Isolate. Dabei lag der Anteil der E.-coli-Isolate bei Katzen mit systemischer BE signifikant höher, während bei Katzen mit HBDK und Katzen mit anderen lokalen BE der Anteil an Streptococcus- und Staphylococcus-spp.-Isolaten signifikant höher war. Bei Katzen mit lokaler BE und Katzen mit HBDK ergaben sich niedrigere antimikrobielle Impact-Faktoren als bei Katzen der anderen Gruppen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Ein Großteil der Katzen mit HWI leidet unter einer prädisponierenden BE. Katzen mit systemischer BE zeigen häufig keine Symptome einer Erkrankung des unteren Harntrakts. AMC und TMS waren in dieser Katzenpopulation die Antibiotika mit den höchsten antimikrobiellen Impact-Faktoren.