Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2015; 43(04): 221-230
DOI: 10.15654/TPK-140364
Originalartikel
Schattauer GmbH

Kreuzotterbisse bei Hunden in Süddeutschland

Eine retrospektive Studie über 6,5 Jahre Article in several languages: deutsch | English
V. Turković
1   Small Animal clinic, Departement of Emergency and Critical Care, Ludwig-Maximilians-University Munich, Germany
,
S. Teichmann
1   Small Animal clinic, Departement of Emergency and Critical Care, Ludwig-Maximilians-University Munich, Germany
,
R. Dörfelt
1   Small Animal clinic, Departement of Emergency and Critical Care, Ludwig-Maximilians-University Munich, Germany
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Publication History

Eingegangen: 27 April 2014

Akzeptiert nach Revision: 04 March 2015

Publication Date:
08 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel

In verschiedenen Regionen Deutschlands werden vor allem in den Sommermonaten Hunde mit Bissverletzungen durch Schlangen vorgestellt. Bei den Patienten bestehen oft multiple klinische und labordiagnostische Abweichungen. Die Diagnose ist bei Fehlen des entsprechenden Vorberichts schwierig. Ziel der retrospektiven Untersuchung von Hunden mit Kreuzotterbissen war, Symptome, klinische und labordiagnostische Befunde sowie deren Verlauf zu dokumentieren und Abweichungen darzustellen.

Material und Methoden

Im Untersuchungszeitraum von 6,5 Jahren konnten 15 Krankenakten von Hunden mit der Diagnose Schlangenbiss ausfindig gemacht und ausgewertet werden. Die Daten wurden mit dem D’Agostinound Pearson-Omnibus-Normalitätstest auf Normalverteilung getestet und mit dem gepaarten T-Test oder dem Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test analysiert. Als statistisch signifikant galten p-Werte < 0,05.

Ergebnisse

Die Vorstellung der 15 Hunde erfolgte innerhalb von 1–48 Stunden nach dem Kreuzotterbiss. Die häufigsten klinischen Symptome waren Schwellungen an der Bissstelle und Schmerzsymptome wie Lahmheit oder Jammern. Labordiagnostisch fielen an Tag 1 (Tag der Vorstellung) Hämokonzentration, Leukozytose und Koagulopathien auf. An Tag 2 sanken Herzfrequenz und Hämatokrit signifikant ab. Die Therapie bestand vor allem aus Infusion, Antibiose, Antihistaminika, Glukokortikoiden, Antivenom und Analgetika. Die Dauer des Klinikaufenthalts lag bei 1–8 Tagen (Durchschnitt 4,2 ± 1,9 Tage). Vierzehn der 15 Hunde wurden aus der Klinik entlassen, einer verstarb an Tag 3.

Klinische Relevanz

Von Kreuzotterbissen betroffene Hunde werden meistens aufgrund von Schwellungen und Schmerzsymptomen an der Bissstelle, meist an Gliedmaßen oder Kopf, vorgestellt. Die klinischen Symptome und labordiagnostischen Abweichungen sind vielfältig und häufig unspezifisch. Betroffene Hunde benötigen eine intensive symptomatische Therapie, gegebenenfalls inklusive Antibiose und Analgesie. Die Überlebensrate ist bei adäquater Therapie hoch. Dennoch können Hunde an einem Kreuzotterbiss versterben.