Phlebologie 2015; 44(06): 307-315
DOI: 10.12687/phleb2289-6-2015
Review Article
Schattauer GmbH

Heparine – DOAKs – VKA

Pro und Contra unter besonderer Berücksichtigung von Tumorpatienten Article in several languages: English | deutsch
H. Schinzel
1   Gerinnungspraxis am CardioCentrum Mainz, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Received: 04 October 2015

Accepted: 10 October 2015

Publication Date:
05 January 2018 (online)

Preview

Zusammenfassung

Bei Tumorpatienten bestehen ein erhöhtes Thromboembolierisiko und nicht selten gleichzeitig ein erhöhtes Blutungsrisiko. Dies macht die Antikoagulation nicht ganz einfach. Es muss stets eine individuelle Nutzen-RisikoAbwägung erfolgen. Stationäre Tumorpatienten erhalten in der Regel eine medikamentöse VTE-Prophylaxe meist mit einem niedermolekularen Heparin (NMH) in der Hochrisikoprophylaxedosierung. Bei ambulanten Tumorpatienten ist das VTE-Risiko deutlich ge-ringer, sie erhalten nur dann eine medikamentöse Prophylaxe, wenn zusätzliche prothrombogene Risikofaktoren vorliegen. Tumorpatienten mit akuter VTE werden mindesten 3–6 Monate mit NMH in therapeutischer (gewichtsadaptierter) Dosis behandelt, erst danach kann man ggf. auf Vitamin K-Antagonisten umsetzen. Neben den etablierten Antikoagulanzien wie Heparinen, Vitamin-K-Antagonisten, Fondaparinux sind in den letzten Jahren die direkten oralen Anti-koagulantien (DOAKs) hinzugekommen. Die Zulassung der DOAKs erstreckt sich aktuell auf die Thromboembolieprophylaxe nach elektiver Hüft- und Knietotalendoprothese, der Schlaganfallprophylaxe bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern und der Initial- und Folgetherapie nach tiefer Beinvenenthrombose und Lungenembolie. In den Phase-III-Studien waren ca. 4–10 % Tumorpatienten integriert. Die DOAKs haben hierbei gezeigt, dass sie mindestens gleichwertig sind im Vergleich zur Standardtherapie bezüglich Rezidiv-VTE bei vergleichbarer Blutungsrate. Dies ist ermutigend. Die Datenlage reicht aktuell jedoch noch nicht aus, um sie bei Tumorpatienten einzusetzen. Entsprechende Studien speziell für Tumorpatienten stehen noch aus.