Diabetes aktuell 2008; 6(3): 102
DOI: 10.1055/s-2008-1082338
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DDG fordert Präventionskultur - Typ-2-Diabetes ist häufig vermeidbar

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Publication Date:
07 July 2008 (online)

 

Bis zu 90 % aller Erkrankungen an Typ-2-Diabetes ließen sich durch Präventionsmaßnahmen verhindern. Darauf wies Hans Hauner zum Auftakt der 43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) in München hin. Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Erkrankten in allen Altersgruppen. Derzeit sind rund sieben Millionen Bundesbürger von Diabetes betroffen - 90 % davon leiden am Typ 2.

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Bereits heute ist fast jeder Dritte über 70-jährige davon betroffen. Das größte Problem sind die Folgeerkrankungen, die neben persönlichem Leid und eingeschränkter Lebensqualität auch hohe finanzielle Ausgaben im Gesundheitswesen verursachen: "Diabetes mellitus ist heute mit ca. 18 Milliarden Euro Kosten die teuerste chronische Erkrankung in Deutschland. Davon entfallen drei Viertel der Kosten auf die Behandlung von Folgeerkrankungen", betont Hauner.

Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Zahl der Neuerkrankungen zu senken und durch qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten mit Typ-2-Diabetes Folgeerkrankungen zu vermeiden. "Dazu ist ein flächendeckendes, krankenkassenübergreifendes Konzept zur Prävention erforderlich, wie es beispielsweise in den skandinavischen Ländern etabliert ist", forderte Hauner. Prävention sollte schon in Kindergarten und Schule beginnen, sodass eine Präventionskultur entstehe.

Das von der Bundesregierung 2001 ins Leben gerufene Disease Management Programm (DMP) soll Folgeerkrankungen vermeiden und die Behandlungsqualität verbessern. "Mittlerweile sind dort 2,5 Millionen Menschen eingeschrieben. Sieben Jahre nach dessen Start liegen aber zur Wirksamkeit des DMP bei Menschen mit Typ-2-Diabetes kaum Daten vor. Neben der fehlenden Evaluierung der DMP-Daten kritisiert die DDG auch die undifferenzierte Einschreibung der Patienten ins DMP, wenn diese ohne die Berücksichtigung des individuellen Risikoprofils erfolgt. Wichtig wäre es, so die Forderungen von Priv.-Doz. Rainer Lundershausen, Pressesprecher und Mitglied des DDG-Vorstandes, die Disease Management Programme den Risikoprofilen der einzelnen Patienten anzupassen. 15 % der Patienten mit Typ-2-Diabetes verursachen 60 % der Gesamtausgaben. Das zeigt, dass es besonders gefährdete Patientengruppen gibt. Deren Einschreibung müsste - so Lundershausen - in spezialisierten Programmen erfolgen. Diese Betreuung gewährleisten heute vor allem diabetologische Schwerpunktpraxen, von denen es derzeit rund 1300 in Deutschland gibt, sowie DDG-zertifizierte Diabeteskliniken.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, 30.4.2008

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