Z Gastroenterol 2008; 46 - A34
DOI: 10.1055/s-2008-1081541

Argyrie nach langjähriger Einnahme eines Antazidums

P Ordubadi 1, W Jurecka 2, A Fink 2, M Wasilewski 1, M Gschwantler 1
  • 14. Medizinische Abteilung, Wilhelminenspital, Wien
  • 2Dermatologische Abteilung, Wilhelminenspital, Wien

Einleitung: Lösliche Silberverbindungen wurden in der Vergangenheit zur Therapie verschiedener Krankheitsbilder wie Epilepsie, Nikotinsucht, Gastroenteritis, infektiöser Erkrankungen (Syphilis und Gonorrhö) sowie Verbrennungen eingesetzt.

Die wichtigste und zugleich bekannteste Nebenwirkung einer langjährigen Einnahme von Silber ist eine charakteristische blaugraue bzw. aschgraue Verfärbung der Haut (Argyrie). Diese Verfärbung ist besonders deutlich an sonnenexponierten Arealen zu erkennen und ist irreversibel. Auch Nägel, Augen und innere Organe können betroffen sein.

Unserem Wissen nach ist dies die erste Beschreibung einer Argyrie nach jahrelanger Einnahme eines Antazidums.

Fallbericht: Ein 65-jähriger Patient wurde wegen einer Pneumonie an unserer Abteilung aufgenommen. Als Nebenbefund bei der physikalischen Krankenuntersuchung zeigte sich eine blaugraue Verfärbung der Haut insbesondere im Gesicht und an den sonnenexponierten Stellen. Eine genaue Anamnese ergab, dass der Patient seit einer BII-Resektion, die 1987 wegen eines Magenkarzinoms durchgeführt worden war, unter heftigem Sodbrennen litt. Zur Linderung seiner Refluxbeschwerden hatte er von 1988 bis Juli 2007 pro Tag im Durchschnitt 80ml einer oralen Suspension des Antazidums Riopan® (Wirkstoff: Magaldrat) eingenommen. Im Jahre 1998 war erstmals die blaugraue Hautverfärbung aufgetreten, deren Intensität sich bis 2007 deutlich verstärkte. Die orale Suspension von Riopan® enthält 0,15mg Silbersulfat/10ml. Es ergab sich somit für den Zeitraum von 1988–2007 eine Kumulativdosis von etwa 8,5g Silbersulfat.

Eine Stanzbiopsie aus dem nuchalen Bereich zeigte eine Anreicherung feinster grauschwarzer Pigmentgranula im Bereich der Basalmembran, insbesondere der Schweißdrüsen und bestätigte somit die Diagnose einer Argyrie.

Diskussion: Nach langjähriger Einnahme silberhältiger Antazida kann als Komplikation eine Argyrie auftreten. Die Diagnosestellung kann dadurch verzögert werden, dass Silber nicht ein Bestandteil der Wirksubstanz sondern lediglich ein Hilfsstoff der Arzneimittelspezialität ist.