Z Gastroenterol 2008; 46 - A18
DOI: 10.1055/s-2008-1081525

Stillen unter einer Erhaltungstherapie mit Azathioprin (AZA) bei Patientinnen mit Morbus Crohn (MC)

S Angelberger 1, W Reinisch 1, A Messerschmidt 2, W Miehsler 1, G Novacek 1, H Vogelsang 1, C Dejaco 1
  • 1Department of Internal Medicine III, Division of Gastroenterology and Hepatology, Medical University of Vienna, Austria
  • 2Department of Pediatrics and Adolescent Medicine, Medical University of Vienna, Austria

Einleitung: Stillen unter einer immunsuppressiven Therapie bei Patientinnen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) wird kontroversiell diskutiert. Frauen, die AZA oder 6-Mercaptopurin (6-MP) einnehmen, wird wegen der möglichen Gefahr einer Knochenmarkssuppression sowie Infektanfälligkeit des Neugeborenen empfohlen, nicht zu stillen. In zwei kürzlich publizierten Studien konnte gezeigt werden, dass im Blut von Neugeborenen, deren Mütter aufgrund von verschiedenen Indikationen (systemischer Lupus Erythematodes, Nierentransplantation, Autoimmunhepatitis oder MC) Thiopurine einnahmen; 6-Thioguanin-Nukleotide (6-TGN) unter der Nachweisgrenze waren.

Diese erste prospektive Studie untersuchte, ob Kinder, deren Mütter aufgrund von MC Azathioprin einnahmen, ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.

Methodik: Nach einem ausführlichen Gespräch haben sich 11 Frauen, welche AZA (median 150mg/d, range:100–250mg/d) während der Schwangerschaft einnahmen, entschlossen, diese Therapie während der Stillzeit fortzusetzen. Die mediane Stilldauer betrug 6 Monate (range:1–18 Monate). Insgesamt wurden 15 Neugeborene (f/m:6/9) für einen medianen Zeitraum von 3.3 Jahre (range:0.6–6.0 Jahre) beobachtet. Die Patientinnen wurden regelmäßig in Form eines persönlichen Gespräches über ihre Kinder und deren Entwicklung; Infektionserkrankungen, antibiotische Behandlungen, Krankenhausaufenthalte sowie Impfungen gefragt.

Ergebnisse: Alle Kinder zeigten eine adäquate körperliche und geistige Entwicklung, welche durch einen Kinderarzt bestätigt wurde. Jedes Neugeborene wurde entsprechend den nationalen Impfempfehlungen geimpft, keines erkrankte an einer der Erkrankungen. Fünf Kinder hatten Varicellen, eines eine Stomatitis aphthosa und eines Scharlach. Erkältung mit und ohne antibiotischer Behandlung trat 1–2 mal pro Jahr bei 9 Babies auf, 2 erkrankten häufiger pro Jahr. Laryngitis, Tonsillitis und Otitis media wurde bei 3, 2 und 6 Kindern diagnostiziert. Acht der Kleinkinder hatten eine Gastroenteritis (viral oder bakteriell), bei 3 war eine Hospitalisierung aufgrund Dehydrierung notwendig. Tonsillektomie wegen rezidivierender Tonsillitis bzw. Otitis media erfolgte bei 2 Kindern. Rezidivierende Konjunktivitis bei Tränenkanalstenose wurde in einem Fall berichtet. Ein Kind hatte Borreliose. Alle Infektionen sind bekannte Kinderkrankheiten, deren Häufigkeiten mit denen der anderen Kindern vergleichbar war.

Diskussion: Obwohl Stillen unter einer Azathioprintherapie bis dato nicht empfohlen wird, zeigen diese ersten Daten, dass Stillen unter dieser Therapie kein erhöhtes Infektionsrisiko für das Kind darstellt. Bei Müttern, welche insistieren ihr Kind zu stillen, könnte dies in Erwägung gezogen werden.