Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - V6
DOI: 10.1055/s-2008-1079445

Nutzen einer Nahrungsanreicherung für den Ernährungszustand und den funktionellen Status von gebrechlichen älteren Pflegeheimbewohnern mit Risiko der Mangelernährung

C Smoliner 1, K Norman 1, R Scheufele 2, W Hartig 3, M Pirlich 1, H Lochs 1
  • 1Klinik m. SP Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
  • 2Institut für Biometrie und klinische Epidemiologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
  • 3Klinikum St. Georg, Leipzig

Einleitung: Mangelernährung (ME) ist ein häufiges Problem älterer Menschen in Pflegeinstitutionen und mit verschlechtertem funktionellen Status und höherer Morbidität und Mortalität assoziiert. Mit dieser Studie sollte der Nutzen einer 12-wöchigen Intervention mit angereicherter Nahrung auf den Ernährungszustand und den funktionellen Zustand von Pflegeheimbewohnern mit Risiko für Mangelernährung untersucht werden.

Methoden: Der Ernährungszustand wurde mit dem Mini Nutritional Assessment (MNA) und dem Body Mass Index (BMI) beurteilt. Die fettfreie Körpermasse (FFM) wurde mit der Bioelektrischen Impedanzanalyse erfasst. Der funktionelle Status wurde mit Handkraftstärke, Peak Flow, Barthel Index (BI) und der Komponente ‘Physische Funktion’ des Lebensqualitätsfragebogens SF36 (PF-SF36) erfasst. Die Studienteilnehmer wurden entweder der Interventionsgruppe (Eiweiß- und energieangereichertes Essen und Snacks) oder der Standardgruppe (Standardessen des Heimes) zugeteilt.

Resultate: Fünfundsechzig Heimbewohner wurden eingeschlossen (46 w/19m, Median 85.2 Jahre). Laut MNA hatten 62 Bewohner ein Risiko für ME und drei waren schwer mangelernährt. Die Proteinaufnahme war in der Interventionsgruppe signifikant erhöht (1.26±0.35 vs. 1.05±0.21g/kg Körpergewicht p=0.011), nicht jedoch die Energieaufnahme. Der Peak Flow steigerte sich in der Interventionsgruppe signifikant (siehe Tabelle). BI und PF-SF36 nahmen bei allen Studienteilnehmern ab. Nach 12 Wochen zeigte der Vergleich beider Gruppen keine signifikante Verbesserung des Ernährungszustandes und der Funktionalität.

** <0.001, * <0.05

Intervention

Standard

Gruppendifferenz nach 12 Wochen

Baseline

12. Woche

Baseline

12. Woche

BMI (kg/m2)

21.6±3.6

22.4±3.8*

22.5±3.4

22.9±3.1*

n.s.

MNA

21.4±1.8

22.4±3.2*

20.9±2.4

22.9±2.2**

n.s.

FFM [kg]

39.5±8.9

40.2±8.2

39.3±6.9

40.0±6.4*

n.s.

Peak Flow [l/min]

152.3±105.3

186.0±120.4

151.0±89.6

150.2±66.5

p=0.039

Handkraft [kg]

14.1±6.3

13.9±6.1

13.0±6.4

12.2±6.3*

n.s.

BI

57.0±27.0

42.0±29.0*

58.0±29.0

51.0±31.0*

n.s.

PF-SF36

17.1±22.7

10.7±15.6*

24.0±24.3

13.6±13.9**

n.s.

Diskussion: Die in diesem Heim angebotene Verpflegung enthielt ausreichend Energie und Makronährstoffe. Die protein- und energieangereicherte Nahrung und Snacks zeigten wenig Nutzen, da bis auf den Peak Flow keine Verbesserung des Ernährungszustands und des funktionellen Status beobachtet werden konnte. Die funktionellen Einschränkungen der untersuchten Population scheinen mehr durch altersabhängige Morbidität und Inaktivität beeinflusst, als durch ME.