Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - V4
DOI: 10.1055/s-2008-1079443

Ernährungstherapeutische Betreuung von Patientinnen mit rezenten Schenkelhalsfrakturen

P Biswas 1, I Gerstorfer 2, H Stundner 2, H Thaler 2, I Elmadfa 1
  • 1Institut für Ernährungswissenschaften, Universität Wien
  • 2AUVA Unfallkrankenhaus Wien Meidling

Patienten mit Schenkelhalsfrakturen sind zu 20% mangelernährt. Rechtzeitige Erkennung des Ernährungsdefizits und adäquat durchgeführte und kontrollierte Ernährungstherapie sind für den frühzeitigen Einsatz ernährungsmedizinischer Interventionen von Bedeutung.

Ziel der Studie ist Erfassung einer Mangelernährung und die Auswirkung gezielter ernährungstherapeutischer Maßnahmen auf relevante Parameter nachzuweisen.

Von Oktober 2007 bis März 2008 wurden 46 Patientinnen über 65 Jahre mit rezenten Hüftfrakturen rekrutiert. Durch Randomisierung wurden 21 Patientinnen in eine Kontroll- und 25 in eine Interventionsgruppe eingeteilt. Präoperativ wurde bei beiden Gruppen der Ausgangsernährungsstatus erhoben: Gewicht, Größe, Daten der Bioelektroimpedanzanalyse, Screening mittels validiertem Short Nutritional Assessment Questionnaire (SNAQ©), Eiweisssyntheseparameter (Serumalbumin, Gesamteiweiss).

Die Interventionsgruppe erhielt während des Krankenhausaufenthalts eine definierte ernährungstherapeutische Betreuung: Erfassung der aufgenommenen Nahrung mittels Ernährungsprotokollen, eiweissreiche angereicherte Kost, orale und/oder parenterale Supplementierung, wöchentliche Gewichtskontrollen, Bioelektroimpedanzmessungen, Laborkontrollen.

Bei der Kontrollgruppe wurde keine definierte ernährungstherapeutische Betreuung während des stationären Krankenhausaufenthaltes durchgeführt.

Bei Entlassung und 30 Tage nach Entlassung wurden bei beiden Gruppen Gewichtskontrollen, Bioelektroimpedanzmessungen und Laborkontrollen durchgeführt.

Der SNAQ-Score ergab in beiden Gruppen (Alter 83±7 Jahre) 70% schwere Mangelernährung.

Von Aufnahme bis Entlassung sank Serumalbumin in der Kontrollgruppe um 13,7% und Gesamteiweiss um 8,6%, in der Interventionsgruppe sank Serumalbumin um 7,8% und Gesamteiweiss um 3,6%. Bei der Entlassung zeigte sich ein signifikanter Abfall des Gesamteiweiss (p=0,028) der Kontrollgruppe im Vergleich zur Interventionsgruppe.

Der Zellanteil in Prozent sank bei der Kontrollgruppe von Aufnahme bis Entlassung um 8,6%, in der Interventionsgruppe um 0,5%. Der Phasenwinkel in Grad sank in der Kontrollgruppe von Aufnahme bis Entlassung um 12% in der Interventionsgruppe um 2%.

Die Erfassung ernährungstherapeutischer Parameter und gezielte ernährungstherapeutische Intervention führen zu einer Verbesserung anthropometrischer Daten und von Eiweisssyntheseparametern bei Patientinnen mit Schenkelhalsfrakturen.