Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A7_2
DOI: 10.1055/s-2008-1079430

Enterale Ernährung in der Intensivmedizin der MHH

M Momma 1, J Wedemeyer 1, M Manns 1, A Schneider 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Eine frühzeitige enterale Ernährung verbessert die Prognose eines kritisch kranken Patienten. Für diese Form der Ernährung wird häufig eine auf der Station endoskopisch gelegte Duodenalsonde (DS) benötigt. Dies setzt eine entsprechende Logistik, Geräte und Personal voraus. Ziel der Untersuchung ist, ob im klinischen Alltag eine Leitlinie gerechte frühzeitige enterale Ernährung über eine DS möglich ist.

Methoden: Es wurde der Intensivaufenthalt, die Mortalität, die Anmeldung (Auftrag) und Durchführung der DS, sowie der Grundumsatz (REE) bzw. die erreichte enterale Energiezufuhr erfasst.

Ergebnisse: In der Zeit von 03/06 bis 07/07 wurden über die Endoskopie bei 391 Patienten 521 DS gelegt. 75% der Pat. bekamen eine DS, 18% erhielten zwei und 7% drei bis max. sechs DS. Das mediane Alter der Pat. war 57 (54–57 CI95%) davon waren 62% Männer. Die Mortalität betrug 34,5%. Der Intensivaufenthalt war im Median 27 (30–35 CI95% min.-max. 2–267) Tage.

Bei 71% der Pat. wurde der erste Auftrag zur Anlage einer DS in den ersten 14 Tagen des Intensivaufenthaltes gestellt. Die Anlage der ersten DS erfolgte bei 93% der Patienten in der ersten Woche nach Auftragsstellung.

Eine enterale Zufuhr größer als der REE war in 53% d.F. möglich. 6% der Pat. hatten einen unzureichenden enteralen Kostaufbau über die DS da ein oraler Kostaufbau begonnen wurde. Bei 10% scheiterte der enterale Kostaufbau über die DS. 45% der Pat. erhielten in den ersten 14 Tagen des Intensivaufenthaltes eine enterale Ernährung mit einer Zufuhr größer als der REE. Diese Pat. hatten einen kürzeren Intensivaufenthalt (Median 25 [CI95% 26–32] vs. 29 [CI95% 32–40] p=0,015) und eine geringere Mortalität (28,5% vs. 38,7% p=0,04).

Schlussfolgerungen: Obwohl dies keine kontrollierte Studie ist und Daten zur Schwere der Erkrankung und anderer Therapie fehlen, lässt sich dennoch in unserem Kollektiv eine Verbesserung der Prognose durch eine frühzeitige enterale Ernährung vermuten.

Die Umsetzung von Leitlinien stellt eine Herausforderung dar und unsere Daten wurden im Rahmen interner Fortbildungen diskutiert um die Versorgung der Pat. zu verbessern.