Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A5_4
DOI: 10.1055/s-2008-1079427

Jodgehalte von Lebensmitteln. Einschätzungen von 1.200 Wöchnerinnen. Ergebnisse einer multizentrischen Studie

S Röhl 1, B Schücking 1
  • 1Universität Osnabrück, Gesundheitswissenschaften, Forschungsschwerpunkt Maternal

Einleitung: Der Jodbedarf steigt ab der 10./12. SSW auf 230µg Jod pro Tag Vor dem Hintergrund des Einflusses einer bedarfsgerechten Jodversorgung auf den Schwangerschaftsverlauf, die fetalen Entwicklung sowie der mütterlichen und kindlichen Schilddrüsengesundheit wird Schwangeren und Stillenden die Substitution von 100 bis 150µg Jodid pro Tag empfohlen. Basis einer alimentären Jodzufuhr – insbesondere, wenn diese als Alternative zur Jodsubstitution betrachtet wird, ist ein entsprechendes Wissen über die Jodgehalte von Lebensmitteln.

Methoden: In der multizentrischen, BMBF-geförderten Studie wurden 1200 Wöchnerinnen in zwei Erhebungszeitpunkten hinsichtlich der Beratung zur Jodversorgung und Jodsubstitution sowie die tatsächliche Jodzufuhr während der Schwangerschaft befragt. Bestandteil der Erhebung waren zu t1 Fragen zum vermuteten Jodgehalt der unterschiedlichen Lebensmittelgruppen:

Seefisch, Milch/Milchprodukte, Obst, Gemüse, Brot und Backwaren sowie Fleisch- und Wurstwaren. Dazu wurde jeweils eine 5-stufige Skala „enthält viel bis gar kein Jod“ ausgefüllt.

Ergebnisse: 94,6% der befragten Wöchnerinnen vermuteten richtig, dass Seefisch viel Jod enthält. Bei Lebensmitteln wie Obst und Gemüse, die wenig bis gar kein Jod enthalten, werden hohe Jodgehalte vermutet. 64,4% der Befragten gaben für Gemüse und 37,8% für Obst hohe bis mittlere Jodgehalte an. Brot und Backwaren sowie Fleisch- und Wurstwaren werden von 51,6% bzw. 55% als Lebensmittel mit hohen bis mittleren Jodgehalten eingeschätzt. Die Jodgehalte dieser Lebensmittel sind von dem Verarbeitungsgrad bzw. dem Einsatz von Jodsalz abhängig.

Danach wird der hohe Jodgehalte von Seefisch mehrheitlich richtig eingeschätzt;

von allen übrigen Lebensmitteln werden jedoch die Jodgehalte deutlich überschätzt; insbesondere von Gemüse und Obst.

Schlussfolgerungen: Die Wissensdefizite hinsichtlich der Jodgehalte von Lebensmittel könnten dazu führen, dass sowohl schwangere als auch nicht schwangere Frauen annehmen, sich jodreich zu ernähren.

Eine Verbesserung des Wissens über die Jodgehalte von Lebensmitteln ist für die Jodversorgung von Schwangeren und Stillenden von besonderer Bedeutung; vor allem, wenn die alimentäre Zufuhr als Substitutionsalternative betrachtet wird.

Vor dem Hintergrund des Einflusses einer bedarfsgerechten Jodversorgung auf die Schilddrüsengesundheit ist dieses Wissen für weitere Bevölkerungsgruppen gesundheitsrelevant.