Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A4_11
DOI: 10.1055/s-2008-1079423

Nutritionday: Zusammenhang zwischen Nahrungszufuhr und Mortalität bei Krankenhauspatienten

T Schütz 1, K Schindler 2, E Pernicka 2, K Steininger 2, M Mouhieddine 2, C Schuh 2, M Hiesmayr 2
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik, Gastroenterologie
  • 2Medizinische Universität Wien, Österreich

Einleitung: Der nutritionDay (ND) ist eine europaweite, multizentrische Querschnittsstudie zur Ernäh-rungsversorgung und zum Ernährungszustand von Krankenhauspatienten. Es ist bekannt, dass ein schlechter Ernährungszustand mit einem ungünstigen Outcome assoziiert ist. Ziel dieser Auswertung ist es, den Zusammenhang zwischen der aktuellen Nahrungszufuhr zu den Hauptmahlzeiten und der Mortalität zu untersuchen, auch im Hinblick auf mahlzeiten-spezifische Muster.

Methoden: Am ND 2006 wurden europaweit Daten von 16455 Patienten (748 Stationen, 25 Länder) mit Fragebögen erfasst. Die individuelle Nahrungszufuhr am ND wurde von den Patienten selbst angegeben. Der Outcome-Parameter Mortalität wurde 30d nach dem ND bei 14962 Patienten erhoben. Unterschiede in der Mortalität in Abhängigkeit von der Nahrungszufuhr während des 30d-Follow-ups wurden als „crude“ Odds Ratios (OR) (PROG LOGISTIC, SAS 9.1) im Vergleich zur Referenzgruppe („alles gegessen“) berechnet.

Ergebnisse: Die aktuelle Nahrungszufuhr war zu allen drei Mahlzeiten ähnlich. Weniger als die Hälfte der Patienten verzehrten die angebotenen Mahlzeiten vollständig (Frühstück: 46%, Mittagessen: 38%, Abendessen: 39%). Patienten, die die Essensportionen vollständig gegessen hatten, wiesen die niedrigste Mortalität auf (Abb.). Die OR (95% Konfidenzintervall) für die Mortalität lag bei 2,06 (1,53, 2,77; p=0,0005) bei Patienten, die 50% des servierten Mittagessens verzehrt hatten, und erhöhte sich auf 4,42 (3,25, 6,00; p<0,0001) bei Patienten mit einer Zufuhr von 25% (Abb.). Bei Patienten, die nichts gegessen hatten, obwohl essen erlaubt war, lag die OR sogar bei 7,99 (5,79; 11,03; p<0,0001). Patienten, die keine Angaben zur Nahrungszufuhr machten, hatten ebenfalls eine erhöhte OR von 5,46 (4,10; 7,27; p<0,0001). Diese Zusammenhänge konnten in vergleichbarer Größenordnung auch für Frühstück und Abendessen berechnet werden.

Schlussfolgerungen: Mehr als die Hälfte der Patienten aß weniger als die servierten Portionen. Patienten, die weniger als die Hälfte der bereitgestellten Mahlzeiten oder nichts verzehrten, obwohl essen aus medizinischen Gründen nicht eingeschränkt war, hatten das höchste Risiko, innerhalb von 30d nach dem nutritionDay zu sterben. Dieser Zusammenhang wurde für jede der Hauptmahlzeiten nachgewiesen. Deshalb sollte im Krankenhaus die Nahrungszufuhr in stärkerem Maße beobachtet werden, um Risikopatienten rechtzeitig zu identifizieren.