Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A4_6
DOI: 10.1055/s-2008-1079418

Ist eine generalisierte Mangelernährung ein Risikofaktor für eine Wundheilungsstörung bei unfallchirurgischen Patienten?

S Blaß 1, S Ellinger 1, H Goost 2, C Burger 2, D Wirtz 2, P Stehle 1
  • 1IEL-Ernährungsphysiologie, Universität Bonn
  • 2Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Bonn

Einleitung: Wundheilungsstörungen (WHS) treten bei unfallchirurgischen Patienten trotz modernster chirurgischer Maßnahmen bei der Fraktur- und Wundbehandlung regelhaft auf. Die Ursachen sind unklar. Mit dieser Querschnittstudie sollte die Frage beantwortet werden, ob das Vorliegen einer generalisierten Mangelernährung mit einem hohen Risiko für WHS assoziiert ist.

Methoden: 45 postoperative Patienten mit WHS (fehlender Wundverschluss oder fortbestehende Sekretion 10 Tage nach Trauma oder operativem Eingriff) wurden von 05/2006–12/2006 konsekutiv in die Querschnittstudie aufgenommen. Zusätzlich wurden 37 Patienten ohne WHS (Kontrolle) rekrutiert. Der Ernährungsstatus wurde anhand des Body-Mass-Index (BMI) und der Grad der Mangelernährung anhand des Subjective Global Assessment (SGA) prospektiv bestimmt. Die Einschätzung des Ernährungszustands erfolgte subjektiv in die Kategorien A (gut ernährt), B (mäßig mangelernährt) und C (schwer mangelernährt). Unterschiede zwischen den Gruppen wurden mithilfe des T-Tests für unabhängige Stichproben und des Chi-Quadrat-Tests mittels SPSS 12.0 überprüft. Das Signifikanzniveau wurde auf 0,05 festgesetzt.

Ergebnisse: Die Gruppen unterschieden sich nicht signifikant bzgl. Alter (WHS: 60±21 Jahre; Kontrolle: 54±23 Jahre) und Geschlecht (Anteil Männer/Frauen WHS: 33%/67%; Kontrolle: 32%/68%). Der BMI war in beiden Gruppen vergleichbar (WHS: 25,3±5,4kg/m2; Kontrolle: 26,9±5,0kg/m2). Eine generalisierte Mangelernährung wurde bei jedem zweiten Patient mit WHS (SGA-B 27%, SGA-C 20%) und bei jedem dritten Patient ohne WHS (SGA-B 19%, SGA-C 17%) festgestellt. Der Anteil der Patienten mit mäßiger und schwerer Mangelernährung war zwischen den Gruppen nicht signifikant verschieden.

Schlussfolgerungen: Eine generalisierte Mangelernährung per se scheint kein Risikofaktor für eine WHS zu sein. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass ein Mangel an bestimmten Mikronährstoffen mit einer WHS in Verbindung steht.