Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A4_2
DOI: 10.1055/s-2008-1079414

Erfassung des Mangelernährungsrisikos – Konzept zur Einführung am Beispiel von zwei Kliniken

C Wenger 1, A Rhyner 1, T Hischier 1, A Sterchi 1, Z Stanga 1, 2
  • 1Klinische Ernährung/Ernährungsberatung
  • 2Klinik und Poliklinik für Allgemeine Innere Medizin

Fragestellung: Einführung eines Mangelernährungsmanagements zur Verbesserung der Identifizierung von mangelernährten Patienten, zur Optimierung der Erfassung der gegessenen Menge und zur schnelleren Einleitung einer adäquaten Ernährungstherapie durch medizinisches Personal. Zudem Erfassung problematischer Aspekte bei der Einführung der Instrumente und Ausarbeitung von Lösungsansätzen.

Material und Methodik: Einführung des Nutritional Risk Screening nach Kondrup et al. (NRS 2002) auf zwei universitären Kliniken. Zur Erfassung der gegessenen Menge wurden das Tellerdiagramm eingesetzt. Bei mangelernährten Patienten oder Patienten mit hohem Mangelernährungsrisiko wurde ein ernährungstherapeutischer Aktionsplan für das medizinische Personal und für die betroffenen Patienten erstellt.

Ergebnisse: Während 6 Monaten wurden 138 Patienten auf der Dermatologischen und 74 Patienten auf der Gynäkologischen Klinik in Bezug auf ihren Ernährungszustand konsekutiv erfasst, 31% respektive 37% davon waren mangelernährt oder hatten ein hohes Risiko für Mangelernährung. Auf der Dermatologischen Klinik wies kein Patient unter 60 Jahren und auf der Gynäkologischen Klinik keine Patientin mit Mammakarzinom ein Mangelernährungsrisiko auf. Diese Gruppen wurden deshalb bei der definitiven Einführung vom Screening ausgeschlossen.

Die Berechnung des Gewichtsverlusts in Prozent für den NRS 2002 erwies sich als umständlich, weshalb eine entsprechende Tabelle zur Verfügung gestellt wurde.

Der zusätzliche Zeitaufwand der Pflege für die Erfassung und die Schwierigkeiten der genauen Mengenerfassungen der Mahlzeiten wurden diskutiert.

Gewichtsverlust und BMI werden nur bei der ersten Erfassung verwendet. Für den wöchentlichen Verlauf wird die Mengenerfassung gebraucht, da besonders bei älteren Patienten die Hydratation häufig durch Herz- oder Niereninsuffizienz verfälscht wird.

Schlussfolgerungen: Das medizinische Personal wurde für das Problem der Mangelernährung im Spital stark sensibilisiert. Die Behandlungsstrategien und die therapeutischen Ziele wurden interdisziplinär erfolgreich entwickelt und getragen. Seit der Vorstellung der Resultate vor den entsprechenden Klinikleitungen, ist das eingeführte Ernährungsscreening und -managment zu einem festen Bestandteil der täglichen Routine geworden.