Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A4_1
DOI: 10.1055/s-2008-1079413

Ernährungsmanagement-Studie: Vorläufige Screening-Datenanalyse

S Iff 1, M Leuenberger 1, A Sterchi 1, S Mühlebach 1, M Perrig 1, Z Stanga 1
  • 1Departement für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung

Hintergrund: Mangelernährung (ME) wird bisher in den Spitälern ungenügend wahrgenommen, Risikopatienten werden nicht früh genug erfasst und werden folglich zu spät adäquat behandelt. Es fehlen fundierte Studien, welche die Wirksamkeit der Ernährungstherapie belegen.

Methode: Klinische, prospektive, randomisierte Interventionsstudie mit den Hauptendpunkten Aufenthaltsdauer und Lebensqualität. Die Studie findet auf den Abteilungen der Klinik für Allgemeine Innere Medizin des Universitätsspital Bern statt. Studiendauer: 02/07 bis 03/08.

Bei Spitaleintritt wurde jeder Patient mittels Nutrition Risk Score (NRS) 2002 nach Kondrup erfasst. Die maximale Punktezahl dieser Screening-Methode beträgt 7. Eine Punktzahl 33 weist auf eine schwere Mangelernährung oder ein hohes Risiko für Mangelernährung hin und darauf, dass der Patient von einer Ernährungstherapie profitiert.

Bisherige Resultate: Vom 02/07 bis 01/08 wurden 1671 neueintretende Patienten (n=100%) mittels NRS auf ME gescreent. Die Prävalenz der Patienten mit einem NRS-Gesamtscore von ≥3 betrug 51% (n=860). Demographische Daten der Patienten (MW±s): Alter 63.1±17.9J, Größe 1.69±0.1m, Gewicht 73.2±17.2kg, BMI 25.4±5.9kg/m2, NRS-Gesamtscore 2.9±1.4 Punkte, Energiebedarf (Grundumsatz + 20% Aktivität) 1752±336kcal.

Die Risikogruppe war signifikant älter (64.2±17.7 vs. 61.9±18J, p=0.01), hatte einen signifikant tieferen BMI (24±5.7 vs. 27±5.7kg/m2, p<0.001) und einen tieferen Energiebedarf (1679±312 vs. 1835±343kcal, p<0.001). Das hohe Risiko für ME war gleich in jeder Altersgruppe. Altersmässig waren 40.5% (n=665) der Patienten ≥70J. Der Appetitverlust in den letzten 7 Tagen sowie der Gewichtsverlust in den letzten 3 Monaten waren die häufigsten Gründe für mehr Punkte im NRS. Nur 8% (n=122) hatten einen hohen NRS wegen isoliert tiefem BMI (<18.5kg/m2). Ein leichter metabolischer Stress, bedingt durch die Grundkrankheit, wurde bei 84.9% (n=1416) der Patienten beobachtet; 14.4% (n=240) der Patienten hatten einen erhöhten Stressfaktor.

Schlussfolgerung

Die hohe Prävalenz der schweren ME oder des hohen Risikos für ME auf den universitären internistischen Abteilungen weist eindrücklich auf den dringenden Handlungsbedarf im Kampf gegen die ME hin. Die Frage nach Gewicht- und Appetitverlust identifiziert den größten Teil der mangelernährten Patienten. Wie hoch der klinische Benefit der Ernährungstherapie (Outcome) sein wird, kann erst nach der Entblindung der Studie evaluiert werden.