Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A3_7
DOI: 10.1055/s-2008-1079412

Einfluss der Erfassung und Kodierung ernährungsmedizinischer Diagnosen auf die Erlössituation bei Leberzirrhose im Zeitalter der DRG

K Weiß 1, S Gärtner 1, J Mayerle 1, N Hahn 1, M Lerch 1, M Kraft 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A, Universitätsklinikum Greifswald

Einleitung: Im Zeitalter der DRG ist die Erlössituation eine Abteilung abhängig von der führenden Hauptdiagnose sowie PCCL steigernden Nebendiagnosen. Dies setzt die Erfassung der Nebendiagnosen und deren konsequente Codierung voraus. Eine Protein-Energie Mangelernährung wird bei Patienten mit Leberzirrhose in Abhängigkeit des Child-Stadiums (A-C) sowie der Messmethoden (BMI, SGA, BIA, Hand-grip) nach Literaturangaben in bis zu 70% der Patienten gefunden. Vor diesem Hintergrund wurden die Daten an einem Haus der Maximalversorgung analysiert und hinsichtlich des Ist-Erlöses und des möglichen Erlöses bei konsequenter Codierung einer Mangelernährung analysiert.

Methoden: Retrospektive Analyse aller DRG-Fälle mit dekompensierter Leberzirrhose im Jahre 2006. Es erfolgte eine Analyse der codierten ernährungsrelevanten Nebendiagnosen mit Einfluss auf den PCCL sowie mögliche Erlössteigerung durch die Kodierung einer Energie Eiweiß Mangelernährung (E46). Daneben erfolgte die Analyse des Ernährungsscreenings-Verhaltens (BIA, Albumin, Präalbumin und Lymphozytenzahl) und das Child-Stadium.

Ergebnisse: Im Jahre 2006 wurden 65 Fälle mit der Diagnose dekompensierte Leberzirrhose gefunden. Hiervon auswertbar n=60 (92%). Bei 12 Pat. (20%) erfolgte ein ausführliches Ernährungsassessment einschließlich BIA, die bei 11 Fällen (91%) eine Mangelernährung ergab. Eine Albuminbestimmung erfolgte bei 56 Pat. (93%), erniedrigte Werte fanden sich bei 51% (91%). Eine Kodierung der Mangelernährung erfolgte bei 5 Patienten (8,3%; E46 n=3; R64 n=2). Bei der retrospektiven Analyse hätte eine konsequente Dokumentation und Kodierung der Mangelernährung eine Steigerung der DRG-Erlöse in 10 Fällen zur Folge (16%). Die Steigerung des CM läge hierbei bei 5,405 (0,199–0,625).

Schlussfolgerung: Selbst in einem Krankenhaus mit ernährungsmedizinischer Ausrichtung gelingt es nicht, ein lückenloses Screening der Mangelernährung und deren Dokumentation bei Risikopatienten zu gewährleisten. Dies führt einerseits zu einer suboptimalen ernährungsmedizinischen Versorgung der Patienten mit Folgekosten, andererseits zu einer nicht unwesentlichen direkten Einbuße an möglichen DRG – Erlösen. Diesem Umstand wurde Rechnung getragen durch Einführung einer Standardarbeitsanweisung für Patienten mit Lebererkrankungen, deren Ergebnisse prospektiv analysiert werden.