Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A2_2
DOI: 10.1055/s-2008-1079403

Leitlinien zur enteralen und parenteralen Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM): Datenlage und Datenqualität

T Schütz 1, M Koller 2, B Herbst 3, G Kreymann 4, A Weimann 5
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik, Gastroenterologie
  • 2Klinikum der Universität Regensburg, Zentrum für Klinische Studien
  • 3DGEM Info- und Geschäftsstelle, Berlin
  • 4Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für Intensivmedizin
  • 5Klinikum St. Georg, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Leipzig

Einleitung: Zwischen 2003 und 2007 veröffentlichte die DGEM Leitlinien zur enteralen und parenteralen Ernährung, um die künstliche Ernährung auf eine wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen und den klinisch oder praktisch tätigen Experten evidenz-basierte Empfehlungen zur Durchführung der Ernährungstherapie zu geben. Es wurden die Anzahl und Verteilung der Empfehlungsgrade ausgewertet, um die zugrunde liegende Datenlage und Datenqualität zu beurteilen.

Methoden: 200 Experten erarbeiteten in 46 Arbeitsgruppen in einem strukturierten, Konsensus-basierten Entwicklungsprozess nach einheitlichen Qualitätsstandards Empfehlungen zu neun Grundlagen- und zwölf krankheitsspezifischen Themen. Die Empfehlungen wurden anhand der Härte der vorliegenden Evidenz bewertet: Empfehlungsgrad A: Literatur guter Qualität mit mindestens einer randomisierten Studie und einheitlicher Datenlage; Empfehlungsgrad B: gut durchgeführte, nicht randomisierte Studien; weitgehend einheitliche Datenlage; Empfehlungsgrad C: Expertenmeinungen, keine direkt anwendbaren klinischen Studien bzw. uneinheitliche Datenlage.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 527 Empfehlungen gegeben, davon 124 (24%) Grad A, 95 (18%) Grad B und 308 (58%) Grad C. Die Anzahl der Empfehlungen pro Kapitel lag zwischen 4 (Kardiologie) und 62 (Nierenversagen). Grad A-Empfehlungen wurden am häufigsten in den Kapiteln „Aminosäuren“ (8/14) und „Technik und Probleme der Zugänge in der parenteralen Ernährung“ (17/30) gegeben, nie in den Kapiteln „Kardiologie“ und „Neonatologie/Pädiatrie“. Grad C-Empfehlungen fanden sich am häufigsten in den Kapiteln „Lipidemulsionen“ (9/11), „Schlaganfall“ (13/16) und „Wasser, Elektrolyte, Vitamine und Spurenelemente“ (9/11).

Schlussfolgerungen: Die Verteilung der Empfehlungsgrade weist darauf hin, dass ein beträchtlicher Teil der Empfehlungen nur mit geringer Empfehlungsstärke gegeben wurde, was das Fehlen entsprechender guter Studien im ernährungsmedizinischen Bereich reflektiert. Dies zeigt, wie notwendig die Entwicklung einer Studienkultur innerhalb der Ernährungsmedizin ist.