Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A1_4
DOI: 10.1055/s-2008-1079397

Mikronährstoffstatus bei Menschen mit ausgeprägter Adipositas

B Schultes 1, 2, B Ernst 1, M Thurnheer 1, S Schmid 2
  • 1Interdisziplinäres Adipositaszentrum, Kantonsspital St. Gallen, CH-9400 Rorschach, Schweiz
  • 2Medizinische Klinik I, Universität Lübeck, Deutschland

Einleitung: Neben Bewegungsmangel ist eine erhöhte Nahrungszufuhr die Hauptursache für die Entwicklung und den Erhalt einer Adipositas. Auch wenn die Nahrungszufuhr in den meisten Fällen erhöht ist, kann die Ausgewogenheit und Qualität der verzehrten Nahrung unzureichend sein. Vor diesem Hintergrund war das Ziel unserer Studie, die Prävalenz von laborchemischen Mikronähstoffmängeln bei Menschen mit ausgeprägter Adipositas und entsprechendem Behandlungswunsch genauer zu untersuchen.

Methoden: Bei 232 Patienten mit einem BMI über 35kg/m2, welche unserem interdisziplinären Adipositaszentrum zugewiesen wurden, wurden folgende Mikronährstoffe bzw. Ernährungsparameter in Blutproben bestimmt: Albumin, Calcium, Phosphat, Magnesium, Ferritin, Hämoglobin, Zink, Folsäure, Vitamin B12, 25-OH Vitamin D3 und intaktes Parathormon. Bei 89 Patienten wurde zusätzlich die Seumkonzentration von Kupfer, Selen, Vitamin B1, B3, B6, A und E bestimmt.

Ergebnisse: Die relative Häufigkeit erniedrigter Werte für die einzelnen Ernährungsparameter betrug: 12.5% für Albumin, 8.0% für Phosphat, 4.7% für Magnesium, 6.9% für Ferritin, 6.9% für Hämoglobin, 24.6% für Zink, 3.4% für Folsäure und 18.1% für Vitamin B12. Zusätzlich wiesen 25.4% der untersuchten Personen einen schweren 25-OH Vitamin D3 Mangel (<25 nmol/l) auf und 36.6% sogar einen sekundären Hyperparathyreodismus. Insgesamt hatten 48.7% der Patienten mindestens einen der häufigsten drei Mikronährstoffmängel (Vitamin B12, Zink und schwerer 25-OH Vitamin D3 Mangel). In der weitergehend untersuchten Untergruppe zeigte sich bei 32.6% ein Selen, bei 5.6% ein Vitamin B3, bei 2.2% ein Vitamin B6 und bei 2.2% ein Vitamin E Mangel. Die Konzentrationen von Kupfer, Vitamin B1 und Vitamin A waren hingegen bei keinem der untersuchten Patienten erniedrigt.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen eine hohe Prävalenz von Mikronährstoffmängeln bei Patienten mit ausgeprägter Adipositas, welche sich hilfesuchend an ein spezialisiertes Behandlungszentrum wenden. Auch wenn die klinische Bedeutung der meisten dieser Mikronährstoffmängel noch nicht geklärt ist, so empfehlen wir dennoch, zumindest die am häufigsten vorkommenden Mikronährstoffmängel systematisch zu untersuchen.