Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A1_3
DOI: 10.1055/s-2008-1079396

Die Auswirkung von Schlafzeitverkürzung auf spontane Nahrungsaufnahme und körperliche Aktivität

S Schmid 1, M Hallschmid 2, K Jauch-Chara 3, B Wilms 1, B Schultes 4
  • 1Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Lübeck, Deutschland
  • 2Institut für Neuroendokrinologie, Universität zu Lübeck, Deutschland
  • 3Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Lübeck, Deutschland
  • 4Interdisziplinäres Adipositaszentrum, Kantonsspital St. Gallen, Rorschach, Schweiz

Einleitung: Die durchschnittliche Schlafdauer hat in der industrialisierten Welt in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen. Epidemiologische Daten zeigen, dass Schlafmangel mit verminderten Leptinkonzentrationen, erhöhten Ghrelinkonzentrationen, sowie einem erhöhten Risiko für Übergewicht assoziiert ist. Wir untersuchen die Hypothese, dass kurzzeitiger Schafmangel mit einer Erhöhung der spontanen Nahrungsaufnahme einhergeht.

Methoden: Fünfzehn gesunde, normalgewichtige Probanden wurden in balanzierter Reihenfolge an einem Tag nach zwei Nächten mit acht Stunden Schlaf und an einem anderen Tag nach zwei Nächten mit jeweils vier Stunden Schlaf in der zweiten Nachthälfte untersucht. Während der gesamten Studie wurde die körperliche Aktivität und während des Untersuchungstages die spontane Nahrungsaufnahme, Leptin- und Ghrelinkonzentrationen sowie der subjektive Hunger und Appetit unter Zeitdeprivationsbedingungen erfasst.

Resultate: Weder Leptin und Ghrelin, Hunger und Appetit, noch die Gesamtnahrungsaufnahme wurden durch den partiellen Schlafentzug im Vergleich zur acht Stunden Schlaf Bedingung beeinflusst (alle P>0.16). Die Auswertung der Makronährstoffrelation der aufgenommenen Nahrung zeigte jedoch eine vermehrte Fettaufnahme nach der Schlafdauerverkürzung (P=0.05). Die körperliche Aktivität war nach partiellem Schlafentzug insgesamt deutlich niedriger als nach acht Stunden Schlaf (P=0.02). Bei der genaueren Analyse der Aktivitätsmuster zeigte sich, dass die Probanden nach nur vier Stunden Schlaf deutlich weniger Zeit mit hoher körperlicher Aktivität hingegen mehr Zeit mit niedriger körperlicher Aktivität verbrachten (P=0.05).

Schlussfolgerung: Eine kurzfristige Verkürzung der Schafdauer auf vier Stunden Schlaf veränderte zwar weder die Leptin- und Ghrelinkonzentrationen noch die spontane Nahrungsaufnahme, jedoch beeinflusst sie deutlich das körperliche Aktivitätsverhalten durch eine erhebliche Reduktion des generellen Aktivitätsniveaus. Dieser Effekt könnte zu der in epidemiologischen Studien beobachteten Gewichtszunahme bei Schlafmangel beitragen.