Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33 - A1_2
DOI: 10.1055/s-2008-1079395

Ernährungszustand und Ernährungsverhalten morbid adipöser Patienten nach bariatrischer Chirurgie

B Reibenwein 1, K Schindler 1, S Shakeri-Manesch 2, F Langer 2, B Ludvik 1, G Prager 2
  • 1Klinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien
  • 2Klinik für Allgemeine Chirurgie, Medizinische Universität Wien

Einleitung: Da bei morbider Adipositas eine nachhaltige und dauerhafte Gewichtsreduktion durch konservative Maßnahmen in den seltensten Fällen möglich ist, stellen bariatrisch-chirurgische Verfahren die Methode der Wahl in der nachhaltigen Therapie dieser Patienten dar. Das vorliegende Projekt untersucht, ob das veränderte Essverhalten könnte einen Einfluss auf die Körperzusammensetzung und den Ernährungszustand zur Folge hat.

Methoden: Bestimmung der Körperzusammensetzung erfolgte mittels Bioelektrischer Impedanz Analyse (BIA; Data Input GmbH – Nutriguard-M) bei 50 PatientInnen nach Magenbypass Operation (B) und 21 morbid Adipösen ohne Intervention (K). Die Körperzusammensetzung wurde mit NutriPlus© Version 5.1 errechnet. Das Verhältnis ECM/BCM wurde als Indikator für den Ernährungszustand herangezogen. Das Ernährungsverhalten wurde mittels DISHES (DietaryInterviewSoftware for Health Examination Studies) ermittelt.

Ergebnisse: Die Patienten waren im Mittel 50±1.4a (B) bzw. 43.3±2.6a (K, p=0,03) alt. Zwischen der Operation und der Untersuchung lagen 12–37 Monate. 32% waren bereits bariatrisch vorbehandelt. Die Operation resultierte in einem signifikanten Gewichtsverlust. Einen Body Mass Index (BMI) unter 25kg/m2 erreichen 10%, zwischen 25 und 30kg/m2 22% der Patienten. Ein Ödem bestand 11 B und bei 9 K. Eine valide präoperative BIA Messung war bei diesen PatientInnen daher nicht möglich. Die postoperative BIA Messung ergab im Vergleich zu K einen signifikant niedrigeren Phasenwinkel (p=0,003) und einen höheren ECM/BCM Index (p=0,001). Bei 67% der B war das Verhältnis ECM/BCM ≥1. Die Energiezufuhr war postoperativ um 1086kcal (p=0,001) niedriger als bei K, das Verhältnis der Hauptnährstoffe unterschied sich nicht.

Schlussfolgerungen: Die postoperative Kontrolle des Ernährungszustands nach erfolgreicher Magenbypassoperation mittels BIA ergab einen schlechteren Ernährungszustand im Vergleich zu nichtoperierten Kontrollpersonen. Somit erscheint die postoperative Überwachung der Körperzusammensetzung mit entsprechender diätetischer Intervention sinnvoll.

Tab.1: Anthropometrie und BIA-Werte basal und nach OP.

Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen *p<0,05

Mean±SEM

Prä Bypass

Nach Bypass

Kontrollen

BMI (kg/m2)

48.7±1.3*

32.5±0.9*

44.7±1.5*

Übergewicht [kg]

67.4±3.0

23.4±2.4*

58.8±4.3

Excess weight loss (%)

68.6±3.1*

Resistanz [ohm]

479±9.5

480.8±13.9

Reaktanz [ohm]

46.2±1.3

51.3±2.1

Phasenwinkel

5.5±0.1*

6.1±0.2*

ECM/BCM-Index

1.0±0.02*

0.9±0.03*