Case-Report: Anamnese und Befund: Wir berichten über eine 86-jährige Patientin die sich nach einer BET und Radiatio
bei Mamma-Carcinom 1999 mit blutigen Bullae im Bereich der rechten Mamma vorstellte.
Die Bullae waren über die gesamte Brust verteilt, weiterhin fanden sich multiple kleine
hämangiom-ähnliche Herde, z.T. mit spontanen Blutungen.
Untersuchungsergebnisse und klinischer Verlauf: In den durchgeführten Hautbiopsate zeigte sich ein wenig differenziertes Angiosarkom
der Mamma, sonografisch mit Cutisverdickung und kleinknotigen Veränderungen in der
Subcutis. Die Mammographie und -sonographie ergab keinen pathologischen Befund. Die
durchgeführte Mastektomie ergab den histologischen Befund eines infiltrierenden, ausgedehnten
gering differenzierten Angiosarkom (G3, R0) der Brusthaut. Aufgrund des Alters der
Patientin führten wir keine weitere Therapie durch. Nach 1 Jahr musste aufgrund eines
Rezidivs eine erneute Tumorextirpation durchgeführt werden.
Diskussion: Angiosarkome der Mamma machen ca. 0.04% aller Mammacarcinome aus. Sie treten gehäuft
nach Bestrahlungen der Brust oder als Folge eines chronischen Lymphödems auf. Klinisch
finden sich flache, tumoröse Veränderungen, z.T. mit hämangiom-ähnlichen Knoten.
Therapie der Wahl ist die radikale Operation. Die Prognose ist abhängig vom Differenzierungsgrad
des Tumors. G3 Carcinome zeichnen sich durch ein schnelles Wachstum und eine frühe
Metastasierung aus. Die Rezidivneigung nimmt mit sinkendem Differenzierungsgrad zu.
G1 und G2 Carcinome sind nach 5 Jahren in 80% der Fälle rezidivfrei, G3 Carcinome
nur in 5%. Angiosarkome metastasieren überwiegend hämatogen, Lymphknotenmetastasen
gibt es nur in <5% der Fälle. Auf die Axilladissektion kann verzichtet werden. Radiatio
und Chemotherapie beeinflussen das Gesamtüberleben nicht. Eine Radiatio ist zur Tumorkontrolle
bei R1-Resektionen oder bei knappen Resektaträndern indiziert. Die adjuvante Chemotherapie
ist keine Standardtherapie und sollte nur im Rahmen kontrollierter Studien erfolgen.