Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - P124
DOI: 10.1055/s-2008-1079027

Meningitis durch Chryseobacterium meningosepticum bei einem extrem unreifen Frühgeborenen (26+2 SSW, 580g)

A Stein 1
  • 1Klinik für Kinder und Jugendmedizin der Universität, Essen

Hintergrund: Chryseobacterium meningosepticum ist ein ubiquitär vorkommendes gram negatives Stäbchen, das selten als Erreger von Infektionen bei Frühgeborenen und immunsupprimierten Erwachsenen beschrieben wird. Eine besondere Herausforderung stellen Ausbrüche auf neonatologischen Intensivstationen dar. Für die Infektion wird eine hohe Mortalität und Morbidität vor allem für den Indexfall beschrieben. Aufgrund multipler und wechselnder Resistenzlage ist die antibiotische Therapie schwierig und erfordert die Kombination mehrerer Reserveantibiotika. Fallbericht: Das weibliche 2. Zwillingsfrühgeborene (Geburtsgewicht 580g) einer 30-jährigen Erstgravida wurde mit einem Gestationsalter von 24 Schwangerschaftswochen bei vorzeitigem Blasensprung und floridem Amnioninfektionssyndrom per Sectio geboren. Nach initial unkompliziertem Verlauf entwickelte das Frühgeborene nach 3 Wochen eine Sepsis (IL6 8000 pg/ml, CrP 15,8mg/dl). Die Lumbalpunktion zeigte eine bakterielle Meningitis (2000/3 Zellen). In Liquor, Rachenabstrich, Trachealsekret und Blutkultur wurde Chryseobacterium meningosepticum nachgewiesen. Die antibiotische Therapie wurde nach Resistogramm auf Ciprofloxacin und Vancomycin umgestellt. Bereits nach wenigen Tagen zeigte sich eine zunehmende Erweiterung der inneren Liquorräume. Bei erneutem Anstieg der Entzündungsparameter (CrP max 27mg/dl) wurde die Therapie um Rifampicin erweitert. In der Liquorkultur wurde nach 13 Tagen unverändert Chryseobacterium meningosepticum jetzt mit Resistenz gegen Ciprofloxacin nachgewiesen. Die antibiotische Therapie wurde auf Levofloxacin, Rifampicin und Vancomycin umgestellt. Die Entzündungsparameter waren nach 20 Tagen Therapie negativ, Blutkultur und Rachenabstrich steril. Bei unveränderter Ventrikeldilatation und frustraner Lumbalpunktion führten wir eine Ventrikelpunktion durch. Hier wurde weiterhin Chryseobacterium meningosepticum nachgewiesen. Wir verabreichten insgesamt 4 Mal Rifampicin intraventrikulär. Bereits nach 3 Gaben waren die Liquorkulturen steril. Bei fortbestehender Ventrikeldilatation war die Anlage einer externen Ventrikeldrainage und später eines ventrikuloperitonealen Shunts notwendig. Das Frühgeborene ist mittlerweile 5 Monate alt, wurde insgesamt 15 Tage beatmet und entwickelte eine bronchopulmonale Dysplasie. Schlussfolgerung: Chryseobacterium meningosepticum ist ein seltener Erreger von Meningitiden bei Frühgeborenen. Bisher existieren hierzu nur wenige Fallberichte bei Früh- und Neugeborenen; dann meist im Rahmen von Ausbrüchen auf neonatologischen Intensivstationen. Durch strenge Hygienemaßnahmen konnte eine Ausbreitung des Erregers in unserem Fall verhindert werden. Die Umgebungsuntersuchungen von Infusionslösungen und Wasserreservoirs konnten die Infektionsquelle nicht lokalisieren. Bei dem in unserem im Fall beschriebenen Frühgeborenen wurde die Infektion zwar überlebt, als Komplikation der Meningitis musste jedoch ein postinfektiöser Hydrocephalus durch einen VP-Shunt versorgt werden.