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DOI: 10.1055/s-2008-1079026
Frühe Veränderung der Hautmikrozirkulation bei Früh- und Neugeborenen (NG) mit Verdacht auf bakterielle Infektion
Infektionen sind bei NG mit Risikofaktoren wie vorzeitigem Blasensprung oder Fieber der Mutter perinatal ein großes Problem, da sie oft nicht schnell und zuverlässig diagnostiziert werden können. Bei dieser Patientengruppe sind Infektionsmarker wie zum Beispiel Leukozytose, Thrombozytopenie oder ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) nicht früh genug vorhanden und damit nicht richtungsweisend. Seit einigen Jahren werden andere Parameter, die Interleukine, zur Diagnostik herangezogen. Alle genannten Methode erfordern eine venöse Blutentnahme, die zeitaufwendig und kostenintensiv ist. Non-invasive Methoden zur Früherkennung einer Infektion bei NG wären daher sinnvoll. Methoden: Prospektive, einseitig geblindete Studie bei Früh und Neugeborenen (NG) mit Risikofaktoren oder klinischem Verdacht auf bakterielle Infektion. Blutentnahme (Blutbild, CRP, Blutkultur, mikrobiologische Abstriche) nach Protokoll. Zusätzlich Bestimmung des Interleukins 6 (IL-6, Picoscan, Milenia Biotec, Bad Nauheim) in 100 ul Serum durch Laborpersonal, so dass die behandelnden Ärzte für die Ergebnisse geblindet waren. Zusätzlich wurde innerhalb von 2h eine weiss-lichtspektroskopische Messung (Mediscan, MBR Messtechnik, Wuppertal) am Unterarm durchgeführt. Nach Aufnahme einer Basallinie wurde für 5s eine definierte Druckstimulation – ähnlich der Bestimmung der kapillären Füllungszeit durchgeführt und anschließend die Reaktion der Hautgefäße gemessen. Die Auswertung der Messungen erfolgte mithilfe der Gradientenbestimmung des Kurvenverlaufes nach Druckstimulation. Nach Druckstimulation erfolgte ein Anstieg des totalen Hämoglobins (tHB) bis auf ein Maximum, danach fielen die Messwerte wieder ab oder blieben stabil. Um den Abfall zu quantifizieren, wurden 3 Geraden in unterschiedlich steile Bereiche des Abfalles der Messkurve nach Maximum bis zum Ende der Messung gelegt. Der steilste Abfall wurde zur Charakterisierung des Kurvenverhaltens benutzt (f(x)=ax+b, a=f'(x)). Ergebnisse: Bei 28 NG (mittl. Geb.-Gew. 3290g±600, mittl. SSW 35w±1,8) konnten die oben genannten Messwerte erhoben werden. Alle erhielten eine antibiotische Therapie mindestens bis zum Erhalt der Blutkulturen. Bei 6 NG mit hohen IL-6 Werten (55–671 pg/ml) und anschließend nachgewiesener Infektion ergaben sich charakteristische Messkurven mit flachen Abfällen, im Gegensatz zu gesunden NG, die keine oder sehr rasche Abfälle zeigten. Die Ableitungen der bestimmten Geraden dienten zur Charakterisierung der Kurvenform. Die Steigungen a korrelierten nicht mit den Steigungen der gesunden NG (Korrelationskoeffizient: –0,2). Schlussfolgerung: Die regulär erhobenen Labordaten zur Diagnostik bei bakteriellen Infektionen bei NG sind nicht spezifisch genug. IL-6 als Schnelltest ist geeignet, die NG mit definitiver Infektion zu identifizieren. Die Messung der Hautmikrozirkulation stimmte gut mit IL-6 überein und könnte potentiell als non-invasive Screeningmethode bei NG eingesetzt.