Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - PV24
DOI: 10.1055/s-2008-1078885

Persistierender Ductus arteriosus: Einfluss auf die Mikrozirkulation des Frühgeborenen

S Hiedl 1, A Schwepcke 1, F Weber 1, O Genzel-Boroviczény 1
  • 1Perinatalzentrum Innenstadt der LMU München, Dr. von Haunersches Kinderspital, München

Hintergrund: Die Persistenz des Ductus arteriosus (PDA) zählt mit einer Inzidenz von bis zu 50% zu den häufigsten Komplikationen im postnatalen Verlauf Frühgeborener. Der Einfluss eines PDA auf das Entstehen von BPD, NEC und ICH ist unumstritten. Ursächlich hierfür ist die durch den PDA veränderte Hämodynamik. Die Auswirkung eines PDA auf die Mikrozirkulation ist bisher unbekannt. Durch Sidestream Dark Field-Imaging (SDF-Imaging) steht eine bildgebende Methode zur Verfügung, die durch Lichtemission im Absorptionsspektrum des Hämoglobins (530nm) eine noninvasive Darstellung der Mikrozirkulation auch bei Frühgeborenen ermöglicht. Fragestellung: Wird die Mikrozirkulation Frühgeborener durch einen hämodynamisch relevanten PDA beeinflusst? Patienten und Methode: Die Messung der Mikrozirkulation erfolgte prospektiv bei 27 Frühgeborenen <32 SSW ab dem 3. LT durch SDF-Imaging an der Haut des postduktalen Oberarms. Nach echokardiographischen Kriterien erfolgte die Aufteilung der Patienten in zwei Gruppen. Gruppe 1 mit hämodynamisch relevantem PDA (PDA), Gruppe 2 mit bereits verschlossenem oder nicht hämodynamisch relevantem PDA (nPDA). Die Messungen erfolgten alle 24 Std. bis zum endgültigen Ductusverschluss in der PDA-Gruppe bzw. alle 24 Std. bis zum 8. LT in der nPDA-Gruppe. Parameter zur Beurteilung der Mikrozirkulation waren die funktionelle Gefäßdichte (FVD) als Gefäßlänge/Beobachtungsfläche (cm/cm2) und die Gefäßgröße (Durchmesser in µm). Der Untersucher war bzgl. des Echokardiographiebefundes geblindet. Patienten mit kardialen Fehlbildungen, Sepsis oder anderen schweren Erkrankungen wurden von der Studie ausgeschlossen. Ergebnisse: 15 Frühgeborene mit einem mittleren Gestationsalter von 26,5 SSW hatten einen hämodynamisch relevanten PDA (PDA) und erhielten eine Therapie mit Indomethacin bzw. Ibuprofen. 12 Frühgeborene mit einem mittleren Gestationsalter von 27,9 SSW bildeten die Kontrollgruppe (nPDA). Vor Behandlung des PDA zeigte sich in der PDA-Gruppe eine signifikant niedrigere Gefäßdichte (FVD) im Vergleich zur nPDA-Gruppe (Mittelwert [95%CI]): 260cm/cm2 [245–274] vs. 295cm/cm2 [277–313], p=0,003. In der PDA-Gruppe war der prozentuale Anteil mittlerer (10–20µm) und großer Gefäße (20–100µm) mit 51% und 6% im Vergleich zur nPDA-Gruppe mit 57% und 12% signifikant erniedrigt, p<0,05. Mit echokardiographisch zunehmender hämodynamischer Relevanz verringerte sich die FVD linear, p<0,0007. Schlussfolgerung: Ein hämodynamisch relevanter PDA beeinflusst die Mikrozirkulation in der Haut durch Reduktion der Gefäßdichte und Verminderung des Anteils mittlerer und großer Gefäße signifikant. Je ausgeprägter die hämodynamische Relevanz echokardiographisch erkennbar ist, desto geringer ist die Gefäßdichte. Echokardiographisch erhobene makrozirkulatorische Parameter für die hämodynamische Relevanz eines PDA lassen sich auf mikrozirkulatorischer Ebene nachvollziehen.