Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - FV59
DOI: 10.1055/s-2008-1078846

Neurophysiologische Evaluation mittels VEP und aEEG als sensitiver Marker zur Erfassung der Hirnfunktion vor und nach einer neurochirurgischen Intervention zur Drucksenkungen bei Frühgeborenen mit PHH

Z Rona 1, K Klebermass 1, M Olischar 1, A Pollak 1, M Weninger 1
  • 1Neonatologische Intensiv, AKH Kinderklinik, Wien, Österreich

Einleitung: Die intraventrikulären Blutungen (IVH) stellen weiterhin die wichtigste Ursache für eine Schädigung des Gehirns beim Frühgeborenen dar. Von den Patienten, die eine IVH erleiden, entwickeln circa 35–60% einen posthämorrhagischen Hydrocephalus (PHH), der zu einer zusätzlichen Schädigung führen kann. Alle therapeutischen Interventionen, die den intrakraniellen Druck reduzieren können, sind sehr invasiv und mit vielen Komplikationen behaftet. Die Methoden der visuell evozierten Potentiale (VEP) und des amplituden-integrierten EEG (aEEG) erlauben einfache, funktionelle, neurophysiologische Evaluationen und können daher als Hilfsmittel zur Erfassung des optimalen Therapie-Zeitpunktes und zur Überprüfung der Effektivität der Intervention herangezogen werden. Das Ziel der Studie war zu evaluieren, ob Änderungen bei den VEPs und im aEEG bei Frühgeborenen mit progressivem posthämorrhagischem Hydrocephalus vor und nach einer druckentlastenden, neurochirurgischen Intervention auftreten. Methodik: 11 Patienten, die an der NICU der Medizinischen Universität Wien mit progressivem posthämorrhagischem Hydrocephalus aufgenommen waren, wurden mittels aEEG und VEP einmal wöchentlich untersucht, bis und nachdem es notwendig wurde eine externe Ventrikeldrainiage (EVD; an unserer Abteilung Standard bei posthämorrhagischem Hydrocephalus) zu implantieren. Die Ableitungen wurden visuell analysiert und anhand von „pattern recognition“ und Vermessung der Maximal- und Minimalamplituden in verschiedene Hintergrundmuster unterteilt. Bei der VEP-Analyse erfolgte eine Erfassung der Wellenform und der Latenz der VEPs; beide Methoden erfolgten im Vergleich zu altersentsprechenden Normwerten. Ergebnisse: Bei allen 11 Patienten konnte eine Änderung der VEP gefunden werden, die Latenzen des VEPs verlängerten sich mit steigendem intrakraniellem Druck bzw. sich erweiternden Seitenventrikeln und normalisierten sich meist innerhalb einer Woche nach der erfolgreichen Implantation einer EVD. Auch im aEEG fanden sich vermehrt abgeflachte Hintergrundmuster und ein Verlust der Schlaf-Wach-Zyklen mit wachsender Ventrikelgröße und eine Normalisierung nach dem neurochirurgischen Eingriff. Beide Änderungen (im aEEG und mittels VEP) fanden sich bevor Änderungen in der Doppler-Sonographie, klinische Zeichen eines erhöhten intrakraniellen Drucks oder die Ventrikelweite >4mm>97. Perzentile lag. (alles bisher als Indikation zur Intervention herangezogen). Konklusion: VEP und aEEG als neurophysiologische Überwachungsmethoden sind sehr hilfreich in der Beurteilung der Indikation und Effektivität des therapeutischen Managements des posthämorrhagischen Hydrocephalus bei Frühgeborenen.