RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2008-1078829
Outcome von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1000g im Schulalter: Weisen frühgeborene Kinder ein erhöhtes Risiko an externalisierenden und internalisierenden Verhaltensauffälligkeiten auf?
Hintergrund:Durch den medizinischen Fortschritt in den letzten Jahrzehnten hat sich die Überlebensrate der extrem frühgeborenen Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1000g stark verbessert. Allerdings ist bei diesen Kindern ein erhöhter Anteil an medizinischen Komplikationen vor, während und nach der Geburt, sowie Entwicklungsbeeinträchtigungen bis ins Schulalter durch zahlreiche Studien belegt (z.B. Wolke & Meyer, 1999; Laucht et al., 2002; Rickards et al., 2001). Demgegenüber stellen Verhaltensstörungen ein bisher wenig untersuchtes Problem dar. Fragestellung:Tragen frühgeborene Kinder ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung externalisierender und internalisierender Verhaltensauffälligkeiten? Methode: Im Zeitraum zwischen Januar 1993 und Dezember 1998 wurden im Kinderkrankenhaus auf der Bult insgesamt 200 Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1000g behandelt, von denen 171 (86%) Kinder überlebten. Im Rahmen einer prospektiven Studie zur Langzeitentwicklung von Frühgeborenen <1000g Geburtsgewicht wurden bisher 135 Kinder im Schulalter neuropädiatrisch und testpsychologisch untersucht. Der CBCL/4–18 Elternfragebogen, in dem 113 Eigenschaften und Verhaltensweisen erfragt werden, wurde eingesetzt, um Verhaltensauffälligkeiten zu detektieren und zu kategorisieren. 86 der 135 Eltern erklärten sich bereit, den CBCL/4–18 ausfüllen. Ergebnisse: Die bisherigen Ergebnisse (n=86, mittleres Alter: 10,6 Jahre; mittleres Gestationsalter: 26,9 SSW; 52% Mädchen) zeigen, dass bei 27% (n=23) der Kinder eine Verhaltensauffälligkeit im internalisierenden Bereich vorliegt, bei 14% (n=12 Kindern) im externalisierenden Bereich. Dabei sind männliche Frühgeborene signifikant häufiger auffällig in den Bereichen „Aufmerksamkeitsstörungen“ (M=5,93 vs. M=3,71, p<0.01) und „Aggressives Verhalten“ (M=8,46 vs. M=3,62, p<0.001) als die Mädchen. Im Vergleich zur Normalpopulation sind die ehemals Frühgeborenen in den erfragten Verhaltensauffälligkeiten fast durchgehend signifikant höher belastet. Schlussfolgerungen: Eine sorgfältige Verhaltensdiagnostik ist bei ehemals extrem kleinen Frühgeborenen ebenso unerlässlich wie der Einsatz und die Weiterentwicklung wirksamer Förderkonzepte. Letztlich können nur durch eine umfangreiche Betreuung der gesamten Familie die oft komplexen Probleme erfasst und behandelt werden.