Krankenhaushygiene up2date 2008; 3(3): 277-294
DOI: 10.1055/s-2008-1077318
Nosokomiale Infektionen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nosokomiale Pilzinfektionen bei schwer kranken Patienten

Klaus  Fischer
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Publication Date:
17 June 2008 (online)

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Kernaussagen

  • Pilze sind Eukaryonten und haben eine einzigartige Hüllenstruktur.

  • Nur wenige Pilze sind auf systemische Infektionen bei Tier oder Mensch spezialisiert.

  • Das Verständnis klinischer und epidemiologischer Abläufe bei Pilzinfektionen setzt die Kenntnis ihrer natürlichen Verhaltensmuster voraus.

  • Entscheidend für die Entwicklung einer Mykose ist der Immunstatus des Wirts, dessen Regeneration muss vor der Ausbreitung der Pilze stattfinden.

  • Die Gabe von Breitbandantibiotika gilt als eigenständiger Risikofaktor für eine Pilzinfektion bei neutropenen Patienten.

  • Neutropenische Patienten sind durch Schimmelpilzsporen außerhalb des Krankenhauses vielfach gefährdet, da diese sich in Kompost, Topfpflanzen, Lebensmitteln befinden. Auch Waldspaziergänge können zu einer Infektion führen.

  • C. albicans, C. glabrata, C. tropicalis, C. parapsilosis, C. krusei und A. fumigatus stellen über 90 % aller Pilzisolate im Labor.

  • Die meisten Pilzinfektionen sind endogenen Ursprungs, die Kolonisierung des Patienten dient als Infektionsquelle.

  • Die Übertragung erfolgt auf die gleiche Weise wie bei bakteriellen Infektionen. Hervorzuheben sind außergewöhnliche Übertragungswege durch die Luft oder möglicherweise auch über wasserführende Systeme. Die Aufklärung entsprechender Infektionsketten muss in Zukunft durch molekularbiologische Methoden noch belegt werden.

  • Wichtig für die Diagnostik:An die Differenzialdiagnose „Mykose” denken.Kontakt zum Labor aufnehmen.Ausreichend geeignetes Material gewinnen, dabei möglichst nahe an den Entzündungsherd gehen.Kontaminierte Körperflächen meiden, sterile Entnahmeorte bevorzugen.

  • Die Diagnostik systemischer Pilzinfektionen bei schwer kranken Patienten basiert auf den klassischen, kulturellen und serologischen Verfahren, die zunehmend von molekularbiologischen Techniken ergänzt und vielleicht auch ersetzt werden. Der direkte Nachweis (Kultur) ist dem indirekten Nachweis (Serologie) vorzuziehen.

  • Die theoretisch sehr hohe Sensitivität und Spezifität der PCR und anderer molekularbiologischer Verfahren eröffnet ein breites Spektrum an Möglichkeiten nicht nur in der Diagnostik sondern auch in der Differenzierung, der genetischen Zuordnung und der Epidemiologie der Pilze.

  • Bis dahin ist die Standardisierung der Verfahren, ihre Validierung durch Studien für den routinemäßigen Einsatz in der Diagnostik und für die Vergleichbarkeit der Ergebnisse dringend erforderlich.

  • Werden die Verfahren durch Automatisierung vereinfacht und auch Routinelaboren zugänglich, gewinnt der Begriff der Früh- oder Schnelldiagnostik einen neuen Inhalt.

Literatur

Dr. med. Klaus Fischer

Institut für Klinikhygiene und Med. Mikrobiologie
Klinikum Nürnberg

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