Balint Journal 2008; 9(2): 69-70
DOI: 10.1055/s-2008-1076818
Leserbrief

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Leserbrief zu W. Schnüffel, S. Stunder: Verändert sich die Arzt-Patient-Beziehung beim Hausbesuch? - Das Element der Zeitlichkeit: Brägele und Maultaschen Balint 2007; 8: 44-53

H. Altrogge
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Publication Date:
20 June 2008 (online)

Die Autoren W. Schnüffel und W. Stunder aus dem Kinzigtal bauen ein Arztbild auf, welches doch zum Nachdenken anregt.

Zuerst einmal zum Äußeren, nämlich der unter Psychos umgreifenden „Selbstgerechtigkeit des Narrativen”.

Schilderungen dieser Art sind in der gewählten Diktion in der Psychotherapie von Frühgestörtenmissbrauchten Tatopfern sehr hilfreich, lassen aber in ihrer Gottes-Gnaden-Art hier eher den Schluss zu, dass der Autor in einer schwarzpädagogischen Schwabenkinder-Kinderstube groß geworden ist. Er scheint also frühgestört und früh geboren zu sein und berichtet, wie auch in therapeutischem Setting mit Traumaopfern gewünscht, von sich in der dritten Person - Einzahl wie auch Mehrzahl!

Sätze wie „der Arzt studierte die Unterlagen”; „Er und Sie, Hausarzt und Patientin, waren mit ihren Verrichtungen fertig geworden” zeigen eine Reportagetechnik die wahrheitswissend schon am Objekt Patient einen Begegnungsbericht abliefert. Wen mag man hier als Frühgestörten empfinden … Aber man geht „subjektiv vor”: Patient und Hausarzt sind Hauptpersonen, werden als Subjekte gesehen. Das ist auch gut so, denn sonst ist dem Traumatisierten (Arzt) die Distanz zur Realität des Hausarztseins auf Dauer nicht therapeutisch zu vermitteln, s. o.

Literatur

Dr. med. H. Altrogge

Kaiser Friedrichstraße 39

47169 Duisburg

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