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DOI: 10.1055/s-2008-1076457
Vergleich von HbA1c und Parametern der glykämischen Variabilität gemessen mit einem geblindeten System zur kontinuierlichen Glucosemessung (FreeStyle Navigator®) bei Patienten mit Typ-1-Diabetes
Ziel: Gegenwärtig wird diskutiert, inwiefern die glykämische Variabilität unabhängig von der mittleren Blutzuckereinstellung bzw. HbA1c einen Risikofaktor für diabetische Folgeerkrankungen darstellt. Der FreeStyle Navigator® ist ein System zur subkutanen Glucosemessung. Während das Gerät üblicherweise minütlich aktualisierte Werte anzeigt und Warnungen vor niedrigen und hohen Glucosewerten ausgibt, wurde diese Anzeige zum Zweck der Studie geblindet. Auf Basis der unter ambulanten Alltagsbedingungen erhobenen kontinuierlichen Glucosewerte wurden verschiedene Parameter glykämischer Variabilität berechnet und ihre Korrelation mit HbA1c untersucht.
Methodik: 23 Patienten (12m, 11 w) im Alter von 18 bis 46 Jahren (Alter: 35.6 Jahre, Manifestationsalter: 12.1 Jahre, Diabetesdauer 18.9 Jahre; Median), mit T1DM erhielten nach vorausgegangener Schulung und initialer HbA1c-Bestimmung (DCA 2000, Fa. Bayer) ein FreeStyle Navigator®-System (Fa. Abbott, USA) für die Dauer von 20 Tagen. Als Glucosezielbereich galt der Bereich zwischen 70–180mg/dL. Bestimmt wurden die jeweiligen Korrelationskoeffizienten zwischen HbA1c und GRADE (Glycemic Risk Assessment Diabetes Equation)-Score sowie mittlerer Blutglucosekonzentration (MBG) als auch Anteil der Zeit im hyper- oder hypoglykämischen Bereich, Anzahl hyper- bzw. hypoglykämischer Episoden, Glucose-Standardabweichung (GSA) und MAGE (Mean Amplitude of Glycemic Exkursions)-Score und Labilitätsindex [(mg/dl)2/h pro Tag].
Ergebnisse: Zum Beginn der Studie lag der HbA1c bei 7.4 (Bereich 6.0–10.4)%. Insgesamt konnten 52129 subkutane Glucose-Messungen und 2439 kapilläre Blutzuckermessungen ausgewertet werden, die eine gute Übereinstimmung zeigten (76.1% in Zone A der Clarke-Error-Grid Analyse). Die MBG während der 20 Tage betrug 172 (126–228)mg/dL und die GSA 62 (40–92)mg/dL. Die Patienten befanden sich 10 bis 74% der Zeit im hyperglykämischen und 0.1–8% im hypoglykämischen Bereich. Während sich erwartungsgemäß eine enge Korrelation zwischen HbA1c und GRADE-Score (r=0.82; p<0.001) sowie MBG (r=0.80; p<0.001) ergab, war die GSA deutlich schwächer mit HbA1c korreliert (r=0.68; p=0.004). Insgesamt waren Parameter der Hyperglykämie (Zeit im hyperglykämischen Bereich (r=0.77; p<0.001), Anzahl der hyperglykämischen Episoden (r=0.51; p=0.014) MAGE Nadir zu Gipfel (0.62; p=0.0017) besser mit HbA1c korreliert als Parameter der Hypoglykämie (Zeit im hypoglykämischen Bereich (r=-0.26; p=0.235), Anzahl der hypoglykämischen Episoden (r=-0.20; p=0.357), MAGE Gipfel zu Nadir (r=0.53; p=0.0092).
Schlussfolgerung: Während der HbA1c die mittlere Blutglucose gut reflektiert, wird die Glucosevariabilität und besonders das Ausmaß der hypoglykämischen Stoffwechselschwankungen durch ihn nur schlecht erfasst. Angesichts der möglichen Rolle von Glucosevariabilität für die Entwicklung von Folgeerkrankungen spricht dies für den Einsatz kontinuierlicher Messsysteme zur Beurteilung der Stoffwechseleinstellung von Menschen mit Typ-1-Diabetes.