Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A163
DOI: 10.1055/s-2008-1076310

Pilotstudie zur Entwicklung eines Fragebogens zum Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus

A Kaps 1, N Abel 1, R Schiel 1
  • 1MEDIGREIF-Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Haus Gothensee, Seeheilbad Heringsdorf, Deutschland

Einleitung: Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes mellitus werden zumeist aufgrund individueller Probleme der Stoffwechselführung (z.B. schlechtes HbA1c, häufige Hypoglykämien, geringes diabetesbezogenes Wissen, motivationale und andere psychologische Probleme) zu einer stationären Rehabilitationsmaßnahme eingewiesen. Ziel der Untersuchung war die Erfassung von Gesundheitsbewusstsein und -Verhalten dieser Kinder und Jugendlichen.

Methodik: Im Zeitraum 2004 bis 2007 wurden insgesamt 660 Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes (Alter 12,4±5,7, Diabetesdauer 4,3±3,7 Jahre, HbA1c [DCA 2000, Normbereich 4,5–5,7%] 7,85±1,33%) in unsere Klinik eingewiesen. Es wurde ein standardisierter Fragebogen zur Untersuchung von Gesundheitsbewusstsein und -Verhalten entwickelt. Vorläufig liegen die Ergebnisse von 15 Kindern und Jugendlichen vor (Alter 12,5±2,4, Diabetesdauer 4,0±3,1 Jahre, 60% Mädchen), die sukzessive an der Untersuchung teilgenommen hatten.

Ergebnisse: Alle Kinder und Jugendlichen lebten bei ihren Eltern im häuslichen Umfeld, 54% besuchten eine Regel-, 13% eine Realschule und 33% ein Gymnasium in den Klassenstufen 3 bis 12. 80% der Patienten befanden sich in regelmäßiger diabetologischer Behandlung. 80% beurteilten ihren Gesundheitszustand bei Aufnahme als gut bis sehr gut, allerdings fühlten sich 20% stark oder sehr stark durch ihren Diabetes belastet. Die langfristige Entwicklung des Gesundheitszustandes beurteilten 53% als äußerst wichtig, 7% als wichtig. 60% gaben an, dass ihnen die unmittelbare Lebensfreude äußerst wichtig sei. Körperliche Fitness war für 70% wichtig. Aber nur 60% beurteilten „regelmäßig viel Bewegung“ als wichtig für die weitere Gesundheit. Ein weiterer Teilbereich, den der Fragebogen erfasst ist die Ernährung: 14% der Kinder und Jugendlichen (vor Teilnahme an einem strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm) sind der Meinung, dass durch eine „maßvolle“ Ernährung mikrovaskuläre Folgekrankheiten vermieden werden können, 27% glauben auch, dass hierdurch die Entstehung einer Nephropathie vermieden werden kann.

Schlussfolgerungen: Bei der Beurteilung von Gesundheitsbewusstsein und -Verhalten zeigt sich, dass die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus, die zu einer stationären Rehabilitationsmaßnahme geschickt werden, ihren Gesundheitszustand als sehr gut beurteilen. Ihnen ist bewusst, dass die langfristige Entwicklung der Gesundheit sehr wichtig ist; andererseits gibt ein hoher Prozentsatz aber auch an, dass sie mehr Gewicht auf die aktuelle Lebensfreude legen. Unter Umständen könnte dieses die häufige Beobachtung bei Kindern und Jugendlichen erklären, die unzuverlässig Blutglucoseselbstkontrollen, Insulindosisanpassungen oder Insulininjektionen vornehmen und eine schlechte Stoffwechseleinstellung nicht als Problem wahrnehmen. Strukturierte Behandlungs- und Schulungsprogramme müssen sich diesen Problemen verstärkt stellen und psychologisch fundiert in die Therapie einbeziehen.