Fragestellung: Patienten mit Typ-1-Diabetes mellitus bedürfen bei körperlicher Aktivität eines strukturierten Vorgehens, um Hypo- und Hyperglykämien zu vermeiden. Bisher liegen wenig publizierte Daten vor, die Empfehlungen für das Vorgehen bei körperlicher Aktivität im Tal oder in alpiner Höhe beleuchten. Die Pilotstudie untersucht hierzu Unterschiede der Blutzucker-Homöostase.
Methodik: Bei 8 Patienten mit Typ-1-Diabetes und Pumpentherapie (medianes Alter: 36 Jahre, Range: 18–42 Jahre] wurde der Glucoseverlauf mittels Blutzucker-Selbstkontrollen und kontinuierlichem Glucosemonitoring (CGMS, Medtronic) erfasst. Es erfolgte eine standardisierte Dauerbelastung mittels Fahrradergometer (75 Watt über 2 Stunden) in München (500m NN) und auf der Zugspitze (Umwelt Forschungsstation Schneefernerhaus, 2650m NN). Zur Blutzucker-Stabilisation waren Kohlenhydrate und Insulin erlaubt.
Ergebnisse: Vor Belastung unterschied sich der Blutzucker im Tal (T) und in der Höhe (H) nicht signifikant (T 0min: 7,8mmol/l [6,2–15,9]; H 0min: 8,8mmol/l [4,0–12,4]; n.s.). 2 Stunden nach Belastung zeigten sich im Tal (6,4mmol/l [3,7–7,8]; p=0,037) als auch in der Höhe (6,5mmol/l [2,6–12,4]; p=0,043) ein signifikant niedrigerer Blutzucker. Die zugeführten Kohlenhydrate waren im Tal und in der Höhe vergleichbar (T: 3,5 BE [0–8,0]; H: 3,0 BE [0–7,0]; n.s.).
Im Tal zeigten 6 von 8 Probanden zu Beginn einen tendenziellen Blutzucker-Anstieg. Erst nach 80min wurde wieder ein medianer Blutzucker wie bei T 0min erreicht. Nach 120min zeigte sich erstmals ein signifikant niedrigerer Blutzucker von 6,4 mmol [3,9–7,8; p=0,036]. Im Gegensatz hierzu zeigten 6 von 8 Probanden in der Höhe einen sofortigen Abfall des Blutzuckers. Bereits 25min nach Belastung ergab sich ein signifikant erniedrigter Blutzucker (H 25min: 7,0mmol/l [2,4–11,2]; p=0,027) im Vergleich zu H 0min, welcher bis zum Ende der Belastung trotz Kohlehydrat-Zufuhr erniedrigt blieb.
Schlussfolgerung: In der Höhe (hier 2650m NN) ist bei körperlicher Belastung ein Blutzucker-Abfall signifikant früher zu erwarten ist als im Tal (500n NN). Patienten mit Typ-1-Diabetes sollten bei körperlicher Aktivität in alpiner Höhe die Notwendigkeit einer frühzeitigeren Blutzucker-Messung mit ggf. notwendiger Insulindosisreduktion sowie vorgezogener Aufnahme von Kohlehydraten in Betracht ziehen.