Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A145
DOI: 10.1055/s-2008-1076292

Haben Patienten mit Diabetes mellitus nach ST-Hebungsinfarkt (STEMI) eine schlechtere Prognose als Nicht-Diabetiker mit Myokardinfarkt? – Ergebnisse eines 6-Monate-Follow-up (Myokardinfarktregister Villingen-Schwenningen)

R Schiel 1, A Rillig 2, F Treusch 2, W Jung 2, R Birkemeyer 2
  • 1MEDIGREIF-Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Deutschland
  • 2Schwarzwald-Baar-Klinikum Villingen-Schwenningen, Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Villingen-Schwenningen, Deutschland

Einleitung: Häufige Komplikationen bei schlecht eingestellten Patienten mit Diabetes mellitus sind kardiovaskuläre Folgekrankheiten mit der Gefahr des Auftretens eines Myokardinfarktes. Anhand der Daten eines regionalen Myokardinfarktregisters war es das Ziel der Untersuchung das 6-Monate-Follow-up nach einem akuten ST-Hebungsinfarkt (STEMI) bei Patienten mit Diabetes im Vergleich zu Nicht-Diabetikern zu untersuchen.

Methodik: Es wurden insgesamt 330 Patienten (Alter 64,1±12,4 Jahre) 6 Monate nach einem akuten STEMI nachuntersucht, die sukzessive 01/2003 bis 05/2007 in einem regionalen Myokardinfarktregister erfasst wurden. Es wurden Begleiterkrankungen, kardiovaskuläre (invasive/medikamentöse Intervention, Koronarangiographie, EKG, Laborparameter Creatininkinase [CK, CKMB], Troponin-T [cTnT], Blutdruck) und Stoffwechselparameter (Blutglucose, HbA1c [Turbidimetrie, Normbereich 4,8–6,4%], Lipidstatus) analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt 67/330 Patienten (20%) hatten zum Zeitpunkt des Eintretens des STEMI einen Diabetes (Typ-1/2: n=3/64). Im Vergleich zu Nicht-Diabetikern (n=263) waren Patienten mit Diabetes (n=67) älter (63,3±12,6 vs. 67,0±11,2 Jahre, p=0,033), hatten ein höheres Gewicht (79,5±13,0 vs. 83,7±12,1kg, p=0,017), einen höheren BMI (26,7±3,7 vs. 28,8±4,1kg/m2, p<0,005), höhere Blutglucosewerte bei Krankenhausaufnahme (7,6±2,7 vs. 11,0±4,5mmol/l, p<0,005), waren seltener Raucher (n=135/263 [51%] vs. n=21/67 [31%], p=0,011), hatten häufiger eine arterielle Hypertonie (n=147/263 [56%] vs. n=49/67 [73%], p=0,008) und wurden häufiger mit Diuretika (n=39/263 [15%] vs. n=20/67 [30%], p=0,004) behandelt. Der mittlere HbA1c-Wert der Patienten mit Diabetes lag bei 7,41±1,78%. 34% der Patienten hatten eine gute (HbA1c ≤6,5%), 56% eine mittlere (HbA1c <9%) und 10% eine sehr schlechte Stoffwechseleinstellungen mit HbA1c-Werten ≥9%. 21/67 Patienten (31%) wurden mit Insulin behandelt. Alle Patienten, Nicht-Diabetiker und Patienten mit Diabetes, wurden unmittelbar nach dem Myokardinfarkt einer Koronarangiographie mit entsprechender Intervention unterzogen. Unmittelbar danach unterschieden sich die Gruppen nicht hinsichtlich des TIMI-Flows. Bis zum Ende des 6 Monate-Follow-up waren insgesamt 29/330 Patienten (9%) verstorben. Aus der Gruppe der Nicht-Diabetiker waren 20/263 (8%), von den Patienten mit Diabetes signifikant mehr (p=0,006) 9/67 (13%) verstorben.

Schlussfolgerungen: Patienten mit Diabetes mellitus haben, bezogen auf die Prävalenz des Diabetes in der Gesamtbevölkerung, nicht nur eine höhere Inzidenz von Myokardinfarkten, sondern auch eine schlechtere 6-Monate-Überlebensrognose. Insbesondere muss hier berücksichtigt werden, dass Patienten mit Diabetes bei Auftreten des Myokardinfarktes nicht nur häufig eine schlechte Stoffwechseleinstellung haben, sondern auch, dass häufig weitere Risikofaktoren wie eine arterielle Hypertonie und ein höherer BMI vorliegen. Die Basisversorgung und die Diabetesbetreuung müssen verbessert werden.