Pneumologie 2008; 62 - A6
DOI: 10.1055/s-2008-1076106

Inhalative Steroide: Unterschiede? Wohin geht die Reise?

F Rühmkorf 1
  • 1AstraZeneca GmbH, Wedel, Deutschland

Inhalative Steroide sind die effektivste, erhältliche Medikamentenklasse zur Therapie des persistierenden Asthma bronchiale. Anfang der 70-er Jahre wurde Beclometason als erstes Steroid zur inhalativen Therapie entwickelt. Seither hat es kontinuierlich Weiterentwicklungen gegeben und heute steht eine Vielzahl unterschiedlicher inhalativer Steroide zur Verfügung. Für den therapierenden Arzt stellt sich die Frage, ob es zwischen den Produkten echte Unterschiede gibt oder alle Produkte eher gleichwertig sind. Zu den absatzstärksten Produkten im Markt für inhalative Kortikosteroide (R3D1) in Deutschland gehören gemäß aktuellen Marktforschungsergebnissen Pulmicort® (Budesonid), Alvesco® (Ciclesonid), Ventolair® (Beclometasondiproprionat) und Flutide® (Fluticasonproprionat). Von der Einzeldosis eines inhalativen Steroids erreichen lediglich 10–50% die Atemwege, wohingegen 50–90% verschluckt werden. Sowohl pulmonal als auch gastrointestinal absorbierte Anteile des inhalativen Steroids zirkulieren systemisch und können auch systemische unerwünschte Wirkungen verursachen. Das Risiko systemischer Nebenwirkung wird unter anderem durch einen ausgeprägten First-Pass Metabolismus sowie durch eine hohe Proteinbindung reduziert. Das ideale inhalative Steroid sollte die folgenden Eigenschaften besitzen: hohe Lungendeposition, lange Residenzzeit in den Atemwegen, niedrige totale systemische Bioverfügbarkeit sowie eine rasche systemische Eliminierung.

Zu den pharmakologischen Eigenschaften der Wirkstoffe sowie zu den technischen Charakteristika der verfügbaren Inhalationssysteme gibt es unterschiedlichste Untersuchungen mit zum Teil widersprüchlichen Ergebnissen. Inwiefern diese Unterschiede unter Berücksichtigung der jeweiligen Äquipotenzdosen auch klinisch zu einer höheren Effektivität in der angestrebten Patientengruppe führen, lässt sich am besten anhand von Vergleichen in randomisierten kontrollierten klinischen Studien beurteilen. Bei einem Vergleich der Daten unterschiedlicher klinischer Studien müssen verschiedenste Faktoren berücksichtigt werden, dazu gehören: Substanzbezogene Faktoren, Faktoren in Bezug auf die Applikationsart, Patientenbezogene Faktoren und Methodische Faktoren.

Gemäß den aktuellen GINA Leitlinien werden die Äquipotenzen für eine mittlere inhalative Tagesdosis dieser unterschiedlichen Wirkstoffe wie folgt eingestuft: >°500–1000°µg Beclometasonproprionat, >°400–800°µg Budesonid, >°160–320°µg Ciclesonid und >250–500°µg Fluticason.

Bei der Übertragung der Ergebnisse klinischer Studien sollte allerdings immer mitbetrachtet werden, inwiefern die eingeschlossene Patientenpopulation auch tatsächlich die in der Praxis zu therapierenden Patienten widerspiegelt.

Vergleicht man die Wirksamkeit inhalativer Steroide mit der von Leukotrienrezeptorantagonisten, so ergab ein systematischer Review der verfügbaren Studiendaten, eine Überlegenheit der inhalativen Steroide bezogen auf die Exacerbationsrate.

Insgesamt lässt sich auf Basis der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenfassen, dass die Therapie mit inhalativen Steroiden und langwirksamen Beta2-Agonisten hoch effektiv, sicher und kostengünstig ist. Dies stellt eine große Hürde für die Entwicklung neuer Therapien dar, deren Ziel es ist bestehende Therapie zu verbessern.

Vor diesem Hintergrund wäre es wichtig, neue Substanzen zur Therapie des schweren bzw. des steroid-resistenten Asthma bronchiale, orale Medikamente die genauso effektiv sind wie inhalative Steroide (bei mindestens gleichwertigem Sicherheitsprofil) und Medikamente zur Heilung des Asthma bronchiale zu entwickeln. Aktuell konzentriert sich die Forschung auf: die Weiterentwicklung von inhalativen Steroiden, Antikörper, die in die TH2 bzw. TH1 in die gesteuerte Immunantwort eingreifen, PDE4-Inhibitoren (z.B. PDE4B), Adenosinantagonisten, Leukotrienrezeptorantagonisten sowie auf Inhibitoren der Transkription und der Signaltransduktion (z.B. NF-κB-Antagonisten oder p38 MAPK-Antagonisten). Insgesamt gibt es in der heutigen inhalativen Asthmatherapie bereits viele gute Möglichkeiten den Patienten zu helfen, aber letztlich braucht jeder Patient ein individuelles Behandlungskonzept, das zu ihm passt.