Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO3_2
DOI: 10.1055/s-2008-1075797

Benchmarking als Qualitätssicherungsmassnahme in der Senologie und die Entwicklung von 2003 bis 2006 in Deutschland/NRW

M Graeser 1, R Wuerstlein 1, R Schmutzler 2, T Schwenzer 3, H Wiebringhaus 4, K Latos 5, U Nitz 6, G Schrappe 7, M Rezai 8, G Bonatz 9, G Tuschen 10, P Mallmann 1, M Warm 1
  • 1Gynäkologie und Geburtshilfe – Universitätsklinik, Köln
  • 2Molekulare Gynäko-Onkologie – Universitätsklinik, Köln
  • 3Brustzentrum – Städtische Kliniken, Dortmund
  • 4Brustzentrum – St. Barbara Klinik, Hamm
  • 5Brustzentrum – Marienhospital, Unna
  • 6Brustzentrum – EVK Bethesda, Mönchengladbach
  • 7EVK Bethesda – Brustzentrum, Duisburg
  • 8Brustzentrum – Luisenhospital, Düsseldorf
  • 9Brustzentrum – Augusta Krankenanstalten, Bochum
  • 10West Deutsches Brustzentrum, Düsseldorf

Hintergrund: Brustkrebs bleibt immer noch die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die Inzidenz in Deutschland beträgt 55.100 Frauen pro Jahr. Bis heute besteht in Deutschland kein Krebsregister. Dies hat neben der Entwicklung von nationalen Leitlinien und Zertifizierung von Brustzentren zur Gründung des WBC (Westdeutsches Brustcentrum) im Jahr 2000 und damit zu der Einführung eines bundesweit einheitlichen Benchmarking in die Senologie geführt. Zur Vereinheitlichung und zur Verbesserung der Diagnostik und Therapie ist eine Offenlegung der Behandlungszahlen der Zentren notwendig, dadurch kann ein Leistungsvergleich zwischen den Brustzentren stattfinden und auch nicht zertifizierte Zentren können mit bewertet werden und von anderen lernen. Mithilfe des Benchmarkings entsteht die Möglichkeit stetig voneinander zu lernen, indem Qualitätsvergleiche angestellt werden. Wir wollen hier den Einfluss des externen Benchmarkings auf die Qualität der Mammakarzinombehandlung in NRW zeigen.

Patienten und Methoden: Die Implementierung des Benchmarking Systems (Software zunächst Modul: ODS Easy) sollte freiwillig und partizipativ erfolgen. Die Implementierung erfolgte zunächst durch Informationsweitergabe im Rahmen von Vorträgen. Ein weiterer Punkt war die Errichtung einer Infrastruktur zur Abbildung der Struktur-Prozess-Ergebnisqualität in Form einer elektronischen Datenerfassung, Beratung bezüglich der Datenerfassung und Schulung von Dokumentationskräften. Zweimal jährlich findet ein Monitoring in den Zentren statt, um eine zeitnahe, korrekte und vollständige Dokumentation zu sichern. Dementsprechend erhalten die Kliniken zweimal jährlich ein Benchmarkingbericht. Die Zentren haben die Möglichkeit sich mit Brustzentren gleicher Größe, aber auch mit kleineren oder größeren Zentren zu vergleichen. Um verschiedene elektronische Dokumentationssysteme im Benchmarking vergleichen zu können wurde vom WBC im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie ein standardisierter XML Datensatz entwickelt, der eine Abbildung der Kliniken unabhängig vom elektronischen Dokumentationssystem erlaubt.

Bereits 2006 wurden über 50% der primären operierten Mammacarcinome in den damals teilnehmenden 206 deutschen Zentren (Zum Teil kooperierende Einrichtungen) erfasst, die nach WBC-Kriterien dokumentieren. In NRW wurden über 90% aller Fälle dokumentiert.

Ergebnisse: Für die Bewertung der Prozess und Ergebnisqualität der Versorgungskette des Mammakarzinoms sind spezifische Qualitätsindikatoren notwendig. Die Indikatoren wurden so gewählt, dass sie die klinische Wirklichkeit abbilden und sind an die S3 Leilinien angelehnt. Die Benchmarking Ergebnisse für die histopathologischen und operativen Indikatoren von 2003 werden verglichen mit 2006 dargestellt. 2003 nahmen 66 Brustzentren mit insgesamt 5.994 primären Mammakarzinomen (pM) teil. 2006 waren es bereits 97 Zentren mit 12.735 pM in NRW. 2003 wurden 58% der Mammakarzinome präoperativ gesichert, 2006 waren es bereits 84%. Die vollständige Angabe des Tumorstadiums verbesserte sich von 85% auf 95%. Adäquate Indikationstellung zur Brusterhaltenden Therapie bei T1 Stadium zeigte einen Anstieg von 64% auf 83%.

Schlussfolgerungen: Es kann gezeigt werden, dass durch das Benchmarking eine Verbesserung der histopathologischen und operativen Indikatoren erzielt wurde. Ob dies allein auf die Verbesserung der Versorgungsqualität und/oder auch auf die Verbesserung der Dokumentation zurückzuführen ist wird erst in einigen Jahren ersichtlich sein, wenn vergleichende Daten zur Morbidität und Mortalität der Patientinnen vorliegen. Zum einen führt das Benchmarking zu einer Qualitätsverbesserung der bereits zertifizierten Zentren und zum anderen zu einer zunehmenden Zertifizierung bisher nicht zertifizierter Einrichtungen. Die ständig steigenden Zahl der Kooperationspartner (Heute 241) zeigt das ein großes Interesse in Deutschland an der Optimierung der Mammakarzinomtherapie besteht.