Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO2_12
DOI: 10.1055/s-2008-1075795

Die Verteilung dendritischer Zellen bei der Intra- und Extrauteringravidität

B Kemp 1, S Schmitz 1, W Rath 1, U von Rango 2
  • 1Frauenklinik – Klinikum der RWTH, Aachen
  • 2Institut für Anatomie und Reproduktionsbiologie – Klinikum der RWTH, Aachen

Dendritische Zellen sind potente antigenpräsentierende Zellen mit immunregulatorischer Funktion. Bei der Intrauteringravidität (IUG) können sie sowohl für die Toleranz des mütterlichen gegenüber dem fetalen Organismus als auch für die Abwehr schädlicher fremder Antigene von Bedeutung sein. Im 1. Trimenon der Schwangerschaft wurden in der Dezidua einzelne reife CD83+ dendritische Zellen und DEC205+ unreife dendritische Zellen gefunden. Die Zahl unreifer DC-Sign+ dendritischer Zellen ist erheblich höher, variiert zahlenmäßig jedoch stark in der Literatur. Bei der Tubargravidität (TG) ist bisher nur das Vorkommen CD83+ reifer dendritischer Zellen beschrieben.

Fragestellung: Sind reife (CD83+) und unreife (DC-Sign+ bzw. DEC205+) dendritische Zellen bei der vitalen TG in gleichem Maße wie bei der normalen IUG nachweisbar, obwohl die vitale TG eine höhere Invasivität aufweist?

Methode: 7 Präparate der Implantationsstelle von Abruptiones normaler intrauteriner Schwangerschaften der 5.-9. SSW und 10 von dopplersonografisch vitalen Tubargraviditäten aus entsprechenden SSW wurden in Serienschnitten mit folgenden Antikörpern untersucht: 1) Cytokeratin 7 zur Darstellung der Implantationszone, 2) CD83 als Marker reifer dendritischer Zellen, 2) DEC205 als Marker unreifer dendritischer Zellen und 4) DC-Sign als Marker unreifer dendritischer Zellen bzw. bzw. Marker von Makrophagen, die sich zu dendritischen Zellen differenzieren können. Die quantitative Auswertung der dendritischen Zellen erfolgte durch 2 Untersucher unabhängig voneinander in jeweils 5 flächenmäßig definierten Arealen der Invasionszone; die erhaltenen Werte wurden auf einen mm2 bezogen. Die statistische Auswertung wurde mit dem non-parametrischen unpaired two-tailed t-Test durchgeführt, wobei ein p-Wert <0,05 als statistisch signifikant angesehen wurde.

Ergebnisse: Die Zahl der CD83+ Zellen ist bei der IUG und der vitalen Tubargravidität vergleichbar gering (0,83 bzw. 0,44 Zellen/mm2). Auch DEC205+ Zellen sind bei der IUG und bei der vitalen TG nachweisbar (2,28 bzw. 2,96 Zellen/mm2). Die DC-Sign+ Zellen sind deutlich vermehrt (57,5 bzw. 47,4 Zellen/mm2); der Unterschied zwischen IUG und TG ist nicht statistisch signifikant.

Schlussfolgerung: An der materno-fetalen Implantationsstelle von IUG und vitaler TG ist ein beinahe gleiches Verteilungsmuster reifer (CD83+) und unreifer (DEC205+, DC-Sign+) Stadien dendritischer Zellen vorzufinden. Dies zeigt, dass für die Ausbildung der maternalen Toleranz dendritische Zellen bei IUG und TG gleichermaßen von Bedeutung sein können. Andererseits weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Unterschiede zwischen IUG und TG (z.B. hinsichtlich der Invasivität) nicht durch eine unterschiedliche Anzahl dendritischer Zellen mitbegründet sind.