Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO2_4
DOI: 10.1055/s-2008-1075787

Zwei Fallberichte eines fortgeschrittenes Adenokarzinom des Ovars sowie eines Urothelkarzinom der Blase mit Metastasenentwicklung in der Brust

C Asciutto 1, G Bonatz 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe – Augusta Kranken-Anstalt, Bochum

Einleitung: Metastasen eines primären Urothel- oder Ovarialkarzinoms im Bereich des Brustdrüsenparenchyms oder in den axillären Lymphkonten finden sich im klinischen Alltag nur selten. Jedoch ist ihre Erkennung und Differenzierung von einem primärem Mammakarzinoms von großer klinischer Bedeutung, da sich die Behandlungsstrategien und die Prognosen signifikant voneinander unterscheiden.

Fallberichte: Eine 53-jährige Patientin mit primärem fortgeschrittenem Adenokarzinom des rechten Eierstocks (Stadium IV) entwickelte 42 Monate nach Reduktionsoperation und palliativer Chemotherapie eine isolierte Erhöhung des Tumormarkers CA 15–3. Zum Ausschluss eines primären Mammakarzinoms erfolgten weitere bildgebende Verfahren (Mammographie, MRT).

Im anderen Fall handelt es sich um eine 57-jährige Patientin, die sich primär mit diffusen Unterbauchbeschwerden und eingeschränkter Nierenfunktion vorstellte. Im CT zeigte sich ein ausgedehnter Unterbauchtumor mit Infiltration des Uterus, der Ureteren und der Blasenwand. Neben disseminierten metastatischen Läsionen im Bereich des Achsenskeletts, des Peritoneums und der Muskulatur, konnten die Schichtbildaufnahmen auch suspekte Raumforderungen in der linken Brust detektieren. Zur histologischen Sicherung des Unterbauchtumors erfolgte eine Probeentnahme mittels Zystoskopie, wobei die Diagnose eines Urothelkarzinoms gestellt wurde.

Bei beiden Patientinnen konnte die Mammographie die Präsenz von hyperdensen, gut abgrenzbaren Läsionen bestätigen, die jedoch keine typischen radiologischen Zeichen eines primären Mammakarzinoms, wie Mikrokalk oder irreguläre, spikulierte Randbegrenzung erkennen ließen. Korrelierend dazu zeigten sich im Ultraschall gut umschriebene, echoarme Läsionen, jedoch ohne dorsale Schallauslöschung. Im ersten Fall, konnte darüber hinaus mittels MRT das Vorhandensein von suspekten Lymphknoten in der rechten Axilla gesichert werden.

Die abschließende histologische Sicherung der metastatischen Läsionen in der Brust erfolgte mittels High-Jet Stanzbiopsie unter Ultraschallkontrolle. In beiden Fällen zeigten die histologischen Proben neben dem charakteristischen Zellbild des Primärtumors eine negative Expression für Östrogen- und Progesteronrezeptoren sowie auch für den Marker HER 2/neu.

Diese Untersuchungen dienen zum weiteren Ausschluss eines primären Mammakarzinoms und unterstützen somit die Diagnose von metastaischen Läsionen.

Diskussion: Bei den meisten Patienten, die die Entwicklung von Metastasen in der Brust aufweisen, besteht bereits ein fortgeschrittenes Tumorstadium. Das Vorhandensein von Brust und/oder Lymphkontenmetastasen bei initialer Präsentation des Primärtumors ist möglich, zeigt sich jedoch äußert selten. Die High- Jet Stanzbiopsie unter Ultraschallkontrolle stellt eine komplikationsarme, effektive, diagnostische Methode zur histologischen Diagnosesicherung dar. Weitere histochemische Untersuchungen der gewonnenen Proben können für die abschließende Diagnosesicherung hilfreich sein.