Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO2_2
DOI: 10.1055/s-2008-1075785

Thrombophile Mutationen bei Fertilitätsstörungen

M Metzig 1, F Austrup 1, E Gödde 2
  • 1Molekulargenetik – Praxis für Humangenetik Prof. Dr. E. Gödde, Datteln
  • 2Praxis für Humangenetik – Praxis für Humangenetik Prof. Dr. E. Gödde, Datteln

Es ist bekannt, dass eine Korrelation zwischen dem Auftreten wiederholter klinischer Spontanaborte und dem Vorliegen hereditärer Thrombophilien (Faktor-V, Faktor-II (Prothrombin), Methylentetrahydrofolatreduktase) besteht. Jedoch auch bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, bei denen sich erst gar keine Schwangerschaft einstellt, konnte eine erhöhte Prävalenz an Gerinnungsstörungen gefunden werden. Es ist vorstellbar, dass ungünstige Versorgungsverhältnisse der Uterusschleimhaut bedingt durch Mikrothrombosierungen die Implantation der Zygote im Endometrium erschweren. Weil die Zygote dann vorzeitig verloren geht, bemerkt die Frau trotz Befruchtung keinen Eintritt der Schwangerschaft. Der präklinischer Abort kann somit bei Frauen mit hereditären Thrombophilien gehäuft auftreten.

Methode: Die Ratsuchenden kommen mit unterschiedlichen Fragestellungen in die humangenetische Beratung. Um den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Fehlgeburten bzw. unerfülltem Kinderwunsch und dem Vorliegen einer hereditären Thrombophilie darzulegen, wurden die Patientendaten retrospektiv entsprechend der Anamnesen substratifiziert.

Patientenkollektiv A enthielt 95 Patientinnen mit einem oder zwei Aborten, in der Patientengruppe B wurden 77 Patientinnen berücksichtigt, die drei oder mehr Fehlgeburten erlitten haben. In Patientenkollektiv C wurden 97 Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch zusammengefasst.

Folgende Mutationen wurden ausgewertet:

  • Faktor-V Gen G1691A (Leiden-Mutation)

  • Faktor-II Gen Prothrombin 20210 A

  • Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR) C677T

  • Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR) A1298C

Ergebnisse: Thrombophile Mutationen in den Genen der Gerinnungsfaktoren Faktor-V und Faktor-II (Prothrombin) sowie der MTHFR finden wir häufiger bei Patientinnen mit mehreren Aborten im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung. So findet sich die Faktor-V Leiden Mutation signifikant häufiger in 8,4%, 10,4% und 17,5% der Patientinnengruppen mit 1–2, ≥3 Aborten und unerfülltem Kinderwunsch (p<0,025).

Eine vergleichbare Korrelation finden wir bei der Untersuchung der Faktor-II Mutation in den unterschiedlichen Gruppen (1,1%, 7,8% und 6,2%). Besonders auffällig ist die Betrachtung der Gruppen in Abhängigkeit von wenigstens einer der beiden Mutationen (Faktor-V und/oder Faktor-II). Signifikant erhöht waren die Mutationen sowohl in der Gruppe der Patientinnen mit 1–2, als auch mit ≥3 Aborten in der Anamnese. Überraschend häufig fanden wir Faktor-V und/oder Faktor-II Mutationen in der Gruppe der Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch. Nahezu jede 4. Patientin (22,7%) zeigte in dieser Gruppe eine der klassischen thrombophilen Mutationen, eine hoch signifikante Häufung im Vergleich mit der durchschnittlichen Bevölkerung (p<0,01).

Mutationen im Gen der MTHFR finden sich in der Gruppe der Patientinnen mit rezidivierenden Aborten häufig, hingegen nicht so deutlich, jedoch erhöht in der Gruppe der Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch.