Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO1_2
DOI: 10.1055/s-2008-1075772

Tuberkulöse Pericarditis constrictiva in der Schwangerschaft – Ein Fallbericht

C Birdir 1, R Callies 2, M Schmidt 2, A Stein 3, R Kimmig 2
  • 1Frauenklinik – Gynäkologie und Geburtshilfe, Essen
  • 2Universitätsfrauenklinik – Gynäkologie und Geburtshilfe, Essen
  • 3Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Essen – Kinderheilkunde, Essen

Hintergrund: Bei Schwangeren mit pulmonaler Tuberkulose erwirbt das Neugeborene die Infektion meist postnatal durch Kontakt mit der Mutter. Eine hämatogene Streuung die zu einer pränatalen transplazentaren Übertragung führt ist selten.

Fallbericht: Die 25-jährige türkische Schwangere zeigte seit 8 Wochen die Krankheitssymptome Husten, Unterschenkelödeme, allgemeine Schwäche sowie eine Anämie. Die stat. Aufnahme erfolgte aufgrund vorzeitiger Wehentätigkeit sowie V.a. einen frühen vorzeitigen Blasensprung in der 24. Schwangerschaftswoche.

Es wurde eine Volltokolyse mit begleitender antibiotischer Behandlung eingeleitet. Am nächsten Tag wurde wegen des dringenden Verdachtes auf ein florides Amnioninfektionssyndrom bei vorzeitigem Blasensprung die Sectio in der 24+0 SSW durchgeführt. Das höchst unreife Mädchen, Gewicht 470g, wurde sofort in die Neonatologie verlegt. Intraoperativ stellte sich eine deutlich vergrößerte und fibrinös veränderte Plazenta dar. Nach Entwicklung des Kindes entwickelte die Patientin eine massive Herzinsuffizienz mit dem Vollbild eines kardiogenen Schocks, so dass die Patientin intubiert zunächst auf die Intensivstation der Klinik für Anästhesiologie verlegt werden musste. Bei echokardiografisch geäußerter Verdachtsdiagnose einer konstriktiven Perikarditis wurde eine subtotale Perikardektomie durchgeführt sowie eine Impella-Pumpe zur Unterstützung der kardialen Pumpfunktion erfolgreich über die Art. femoralis rechts eingebracht.

Bei fortbestehender deutlich erniedrigter linksventrikulärer Funktion verlegten wir die Patientin in das Herzzentrum Bad Oeynhausen. Der Zustand der Patientin konnte stabillisiert werden. Die zwischenzeitlich vorliegende pathologische Untersuchung ergab den Befund einer verkäsenden granulomatösen Perikarditis sowie eine hämorrhagisch nekrotisierende Plazentitis. Mycobacterium tuberculosis wurde sowohl im Plazenta- als auch im Perikardgewebe mittels PCR nachgewiesen.

Es erfolgte draufhin eine tuberkulostatische Therapie sowohl der Mutter als auch des Kindes. Im weiteren Verlauf der Behandlung zeigte sich eine deutliche Besserung des mütterlichen Befundes, beim Kind konnte kein Mycobakterium tuberkulosis nachgewiesen werden.

Diskussion: Der voliegende Fall beschreibt einem seltenen Verlauf bei einer Tuberkuloseinfektion in der Schwangerschaft. Bei zunehmender Inzidenz der Tuberkulose in Deutschland ist mit einer Zunahme ähnlicher Fälle zu rechnen.