Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV4_1
DOI: 10.1055/s-2008-1075764

Behandlungsstrategien zum Fertilitätserhalt bei onkologisch erkrankten Frauen mit Kinderwunsch

B Rösing 1, M Montag 1, K van der Ven 1, H van der Ven 1
  • 1Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin – UFK Bonn, Bonn

Die Zahl der ratsuchenden, prämenopausalen Frauen mit Diagnose eines Malignoms und dem Wunsch nach fertilitätsprotektiven Maßnahmen nimmt zu. Meist steht vor einer geplanten onkologischen Therapie nur ein kurzer Zeitraum zur ärztlichen Beratung zur Verfügung. Neben den im Bezug auf Ihre Wirksamkeit umstrittenen medikamentösen Behandlungsformen, können kryokonservierenden Verfahren genutzt werden. Ein individualisiertes Vorgehen betrachtet die Erkrankung und geplante onkologische Therapie der Patientin, ihre ovarielle Funktionsreserve und die Partnerschaftssituation. Die Kryokonservierung von Spermien und Eizellen im Pronukleusstadium ist ein Standardverfahren der reproduktionsmedizinischer Behandlung. Andere Methoden der Fertilitätsprotektion sind experimenteller Art.

Der an unserer Klinik etablierte Algorithmus zur Fertilitätsprophylaxe sieht einen endokrinologischen und onkologischen „check up“, eine eingehende Beratung über Vor und Nachteile der einzelnen Behandlungsoptionen, sowie gegebenenfalls einen operativen Eingriff vor. Die Möglichkeit der Kryokonservierung ist durch die seit 2002 etablierte Kryobank gesichert. Gewebeproben werden auch von auswärtigen Krankenhäusern angenommen. Hierfür steht eine Transportbox mit Datenlogger zur Aufzeichnung der Temperaturbedingungen während des Transports zur Verfügung.

Während und nach der gonadotoxischen onkologischen Behandlung werden neben der Fertilitätsproblematik auch andere Symptome des vorzeitigen ovariellen Funktionsverlustes behandelt.

Der Vortrag beschreibt die Pathophysiologie der ovariellen Störung unter adjuvanter onkologischer Behandlung, den klinischen Algorithmus zur Beratung und Führung der Patientin, sowie Details zum Management einer Kryobank.