Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV3_5
DOI: 10.1055/s-2008-1075762

Auf dem Weg zur „Beckenbodenklinik“ – das interdisziplinäre Modell am Prosper-Hospital Recklinghausen

M Terzaki 1, D Kusche 2, M Kallerhoff 2, M Girona-Johannkemper 3, E Berg 3, W Müller 1, A Hoppe 4
  • 1Frauenklinik – Prosper-Hospital, Recklinghausen
  • 2Urologie – Prosper-Hospital, Recklinghausen
  • 3Koloproktologie – Prosper-Hospital, Recklinghausen
  • 4Geschäftsführer – Prosper-Hospital, Recklinghausen

Die hohe Prävalenz von Deszensus und Harninkontinenz macht die Konzipierung von Beckenbodenzentren zu einem Kernthema gynäkologischer Versorgungsplanung. Die vorliegenden praktischen und gesundheitspolitischen Erfahrungen mit der Gründung und Zertifizierung von Brust- und Darm-Zentren steigern den Anspruch an Struktur- und Prozess-Qualität von Beckenbodenzentren und zwingen zu rascher Planung und ökonomischer Positionierung des neuen Schwerpunktes in einer regionalen Versorgungsstruktur.

Die interdisziplinäre Kooperation zwischen Gynäkologie, Urologie und Koloproktologie bei Diagnostik und Therapie des multifaktoriellen Krankheitsbildes „Beckenbodenschaden“ ist der dabei zu erreichende medizinische und strukturelle Goldstandard.

Das Autorenteam stellt die besondere Versorgungsstruktur am Prosper-Hospital Recklinghausen mit Organigrammen und Algorrithmen vor:

Die Fachbereiche Gynäkologie, Urologie und Koloproktologie als Hauptabteilungen mit bekannter Expertise ermöglichen räumlich und personell eine synchrone Diagnostik und Therapie: Im Mittelpunkt steht dabei – als Weiterentwicklung der interdisziplinären Tumorkonferenz in der Senologie – die Vorstellung jeder Patientin in einer interdisziplinären Sprechstunde mit synchroner Untersuchung, Befundung und Therapie-Konsens aller drei Fachgruppen (Abteilungsleiter). Eine nötige operative Intervention wird grundsätzlich gemeinsam durchgeführt, ist dabei leitlinienkonform und durch Teilnahme an Studien qualitätsgesichert. Die grundsätzlich individuell-symptom-orientierten Therapiekonzepte werden durch eine strukturierte Langzeit-Nachsorge mit prä- und post-operativen life quality-Kontrollen laufend überprüft. Die interdisziplinäre ärztliche Weiterbildung beinhaltet u.a. eine Assistentenrotation über zweimal drei Monate.

Nur die aufgezeigte Versorgungsstruktur mit real time-Kommunikation vermeidet die fachliche und logistische Schnittstellen-Problematik in einem medizinisch anspruchsvollen Bereich, ermöglicht eine zentrumsadäquate Konzeptchirurgie und macht ein Beckenbodenzentrum ökonomisch tragfähig.