Einleitung und Problemstellung: Senkungszustände der Genitalorgane bzw. des Beckenbodens sind insgesamt häufig und
betreffen etwa 1/3 aller Frauen. In den letzten Jahren werden zunehmend Netzimplantate
zur Korrektur anstelle der vorher üblichen abdominalen bzw. vaginalen Operationsverfahren
zur Therapie propagiert. Wir wenden seit Jahren die Laparoskopie bei Prolaps des Scheidenstumpfes
bzw. der Gebärmutter an und haben unsere Ergebnisse retrospektiv analysiert.
Patientinnenkollektiv und Methode: Wir haben bei insgesamt 69 Frauen mit Prolaps eine Sakrokolpopexie (n=56) bzw. eine
Uterosakropexie (n=13) über Laparoskopie durchgeführt. Das Alter der Patientinnen
lag durchschnittlich bei 65 (33–87) bzw. 42 (30–56) Jahren. Verwendet wurde dabei
ein individuell zugeschnittenes Prolenenetz, die Fixation erfolgte zur Scheide/Uterus
mit 0-Ethibondnähten und zum Os sacrum mit dem ProTack™ 5mm. In Abhängigkeit vom Befund
und evtl. gleichzeitig bestehender Inkontinenzproblematik wurde zusätzlich eine Kolposuspension
nach Burch (n=24), ein lateral repair (n=4) bzw. einmal eine hintere Plastik durchgeführt.
Desweiteren erfolgten bei weiteren Auffälligkeiten zusätzliche Eingriffe wie z.B.
Adhäsiolyse (n=41), Adnexeingriffe (n=19), Appendektomie (n=2) etc. Bei 3 Frauen wurde
gleichzeitig mit der Sakrokolpopexie eine Hysterektomie vorgenommen.
Analysiert wurden die intra- und postoperativen Komplikationen und das follow up über
Nachbefragung bzw. -untersuchung. Im Rahmen eines Interviews wurden die operierten
Frauen nach dem postoperativem Verlauf, der Beschwerdesituation einschließlich evtl.
Dyspareunie und notwendig gewordener weiterer Eingriffe befragt. Desweiteren wurde
die Möglichkeit einer Nachuntersuchung angeboten.
Ergebnisse: Die Eingriffe verliefen in der Regel komplikationslos. Bei einer Patientin kam es
zu einer Blasenläsion mit späterer Netzarrosion. In einem weiteren Fall erfolgte nach
Uterosakropexie eine Hysterektomie bei Pap IIID trotz vorher unauffälligem zytologischem
Befund. Die Nachbefragung zeigte allgemein eine Zufriedenheit mit den postoperativen
Ergebnissen. Dies betraf besonders die Frauen mit organerhaltend operiertem Uterusprolaps.
Obwohl in der Mehrzahl dieser Fälle eher kein Kinderwunsch mehr bestand, wurde die
Möglichkeit zum Erhalt der Gebärmutter als sehr positiv gewertet.
Schlussfolgerung: Die laparoskopische Sakrokolpopexie ist eine gut durchführbare, komplikationsarme
Operation zur Korrektur des Scheidenstumpfprolapses und kann auf Wunsch der Patientin
auch organerhaltend (Uterosakropexie) erfolgen. Zudem sind in gleicher Sitzung auf
den individuellen Befund adaptiert auch weitere Eingriffe zur Therapie der Senkung
oder evtl. Inkontinenz möglich. Desweiteren bietet die Laparoskopie die Diagnostik
und Therapie anderer intraabdomineller Veränderungen z.B. an den Adnexen. Der Eingriff
wurde von den Frauen als insgesamt wenig belastend und die langfristigen Ergebnisse
als insgesamt günstig empfunden. Nach unseren Erfahrungen stellt die laparoskopische
Sakrokolpopexie bei den geeigneten Patientinnen einen sinnvollen Bestandteil im Spektrum
der Operationstechniken zur Prolapskorrektur dar. Die im Vergleich zur vaginalen sakrospinalen
Fixation besseren Langzeitergebnisse können im Vergleich zur klassischen abdominellen
Technik ohne Bauchschnitt erreicht werden. Vorteilhaft ist auch gegenüber den derzeit
verwendeten Netzimplantaten die geringere in den Körper eingebrachte Fremdkörpermenge.
Dies erscheint insbesondere bei jüngeren Patientinnen sinnvoll. Zusätzlich besteht
die Möglichkeit zum von einem Teil der betroffenen Frauen gewünschten Organerhalt.
Entscheidend bleibt aber in jedem Fall die nach adäquater Diagnostik auf die individuelle
Situation der betroffenen Frau abgestimmte Wahl der operativen Methode zur Therapie
der Senkung.