Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV2_5
DOI: 10.1055/s-2008-1075754

Psychoedukative Nachsorgeprogramme – ein Muss für Brustkrebs betroffene Patientinnen?! Ein seit 7 Jahren bestehendes Angebot in der Nachsorge unterstreicht die Notwendigkeit dieser Unterstützung für Brustkrebspatientinnen

J Schwickerath 1, E Reuter 2
  • 1Frauenklinik und Brustzentrum – St. Martinus-Hospital, Olpe
  • 2Psychoonkologischer Schwerpunkt Olpe, Olpe

Zielsetzung: Die Tatsache, dass es kaum eine Krankheit gibt, die die Menschen in eine solch existentielle Lebenskrise und Verzweiflung stürzt, wie die Diagnose „Brustkrebs“, ist hinlänglich bekannt. Es mehren sich in den letzten Jahren die Forderungen entsprechende Hilfsprogramme für die Betroffenen Frauen zu entwickeln und aufzubauen, damit sie in der Bewältigung ihrer Erkrankung Unterstützung finden.

Material/Methode: An der Frauenklinik und dem Brustzentrum Olpe werden die Patientinnen seit 1998 anfänglich über einen Konsiliardienst und später über einen Liaisondienst psychoonkologisch mitbetreut. Seit 7 Jahren haben alle Brustkrebsbetroffene Frauen die Möglichkeit an einem psychoedukativen Nachsorgeangebot, den Patientinnenseminaren, teilzunehmen. Bei diesem Angebot handelt es sich um 6 Seminareinheiten à 3 Stunden mit jeweils unterschiedlichem Themenschwerpunkten – Medizin (2x), Psychologie, Soziologie mit dem Aspekt des Rollenverständnis der Frau, Naturheilkunde, Körperorientierende Verfahren. Bei jeder Teilnehmerin werden die medizinischen, Krankheitsbezogenen und soziographischen Daten genauso wie die Ergebnisse aus der Befragung mittels den Fragebögen – HADS, BSI, SOC-9L, F-Sozu, – dokumentiert. Am Ende der Seminarreihe wird eine Nachbefragung mittels o.g. Bögen und zur Akzeptanz des Seminars, zur Einschätzung des Informations- und Wissenszuwachses, eventueller Veränderungen der Wirksamkeitserwartung von medizinischer, psychologischer, naturheilkundlicher Behandlung bzw. so genannter Selbstfürsorge und eine Zufriedenheitseinschätzung durchgeführt.

Ergebnisse: Bisher haben 117 Frauen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Bei fast allen Teilnehmerinnen hat sich über dieses Informationsangebot eine Steigerung der Erwartungen bzgl. der Wirksamkeit der möglichen Behandlungen ergeben. Der Nutzen aller Optionen in der Therapie und der Nachsorge der Erkrankung – Medizin, Psychoonkologie, Naturheilverfahren und Körperorientierende Verfahren – wurden gleichermaßen positiver gegenüber der Erstbefragung eingeschätzt. Bemerkenswert ist aber, dass der Glaube, dass eine verbesserte Selbstfürsorge den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann, den stärksten Anstieg zeigte.

Fazit: Die Ergebnisse dieser seit 7 Jahren durchgeführten wissenschaftlichen Beobachtung zeigen, dass solche Nachsorgeangebote zu einem gesteigerten Lebensgefühl bei verbesserter Lebensqualität in Verbindung mit dem Bewusstsein für ein hohes Maß an Selbstfürsorge führen kann. Aus unserer Sicht sind solche Angebote für einen Teil der Betroffenen Frauen unverzichtbar.