Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV1_6
DOI: 10.1055/s-2008-1075748

Die äußere Wendung bei Beckenendlage: Renaissance eines altbekannten Verfahrens?

M Schmidt 1, R Callies 1, U Kuhn 1, A Willruth 1, R Kimmig 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Universitätsklinikum Essen, Essen

Hintergrund: Eine Beckenendlage liegt bei ca. 3–4% aller Schwangerschaften am Termin vor. Seit vielen Jahren wird der Entbindungsmodus von Einlingen in Beckenendlage am Termin im Hinblick auf peri- und neonatale Morbidität und Mortalität kontrovers diskutiert. Nicht zuletzt durch die methodisch kritisierte Term Breech Trial, besteht eine unentwegte Diskussion um den Entbindungsmodus bei BEL. Eine Möglichkeit, hohe Sectio-Raten bei Beckenendlage zu reduzieren, besteht im Versuch der äußeren Wendung. Diese Untersuchung untersucht retrospektiv den Ausgang von 51 Versuchen einer äußeren Wendung an der Universitätsfrauenklinik Essen.

Material und Methoden: Es wurden insgesamt 51 Versuche einer äußeren Wendung an der Universitätsfrauenklinik durchgeführt. 16 Wendungsversuche erfolgten in der 37. SSW, 28 Versuche in der 38. SSW, 6 Versuche in der 39. SSW und ein Versuch in der 41. SSW. In einem Fall lag vor der Wendung einer Querlage, in den übrigen 50 Fällen eine Beckenendlage vor.

Ergebnisse: In 32 von 51 Fällen (62,7%) gelang die äußere Wendung in eine Schädellage des Kindes. In 19 Fällen (37,3%) konnte das Kind nicht gewendet werden.

Bei den 32 Fällen, in denen die äußere Wendung gelang, entwickelten 28 Frauen im weiteren Verlauf eine cervixwirksame Wehentätigkeit, davon wurden 23 Frauen auf vaginalem Wege entbunden. Der Anteil der vaginalen Entbindungen entsprach 71,9% der erfolgreichen Wendungen bzw. 46% aller Patientinnen, bei denen ein Wendungsversuch durchgeführt wurde. In 5 Fällen musste unter der Geburt die Indikation zu einer sekundären Sectio gestellt werden.

Von den 19 Fällen, in denen die Wendung nicht gelang wurden 18 Patientinnen per primärer Sectio entbunden, in einem Fall musste eine Notsectio durchgeführt werden, da der Fet nach nicht erfolgreicher Wendung eine persistierende Bradykardie ohne Erholungstendenz zeigte. Bei einer Patientin nach erfolgloser Wendung erfolgte eine komplikationslose vaginale Geburt aus Steißlage.

Zeitpunkt der Wendung: In der 37. Schwangerschaftswoche zeigte sich die höchste Rate an erfolgreichen Wendungsversuchen. Hier konnten 81,25% aller Wendungsversuche erfolgreich durchgeführt werden, 76,9% dieser Frauen wurden vaginal entbunden, sodass für diese Schwangerschaftswoche insgesamt eine vaginale Geburtenrate von 62,5% resultiert. Mit zunehmendem Schwangerschaftsalter sank dieser Anteil, bei den Wendungsversuchen der 39. Schwangerschaftswoche ergab sich eine vaginale Geburtenrate von lediglich 33,33%

Diskussion: Insgesamt erscheint der Versuch der äußeren Wendung als ein effektives und risikoarmes Verfahren, um eine Beckenendlage in eine Schädellage zu wenden und damit eine risikoärmere vaginale Geburt aus Schädellage anzustreben. Die 37. Schwangerschaftswoche ist der ideale Zeitpunkt für die Durchführung der äußeren Wendung.