Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV1_3
DOI: 10.1055/s-2008-1075745

Naturheilkunde in der Geburtshilfe: Gegenwart und Zukunft

KR Wiebelitz 1, J Brach 2, A Paluka 3, AM Beer 1
  • 1Naturheilkunde – Lehrbereich Naturheilkunde (Abt. Allg. Medizin), Ruhr-Universität Bochum, Hattingen
  • 2Abt. für Allgemeinmedizin, Lehrbereich NHK – Lehrbereich Naturheilkunde (Abt. Allg. Medizin), Ruhruniversität Bochum, Bochum
  • 3Praxis, München

Hintergrund: Zunehmend werden von Hebammen in der Vorsorge, im Kreissaal und im Wochenbett komplementärmedizinische Therapien und klassische Naturheilverfahren eingesetzt. Dazu gehören insbesondere die Homöopathie, die Akupunktur, die Phytotherapie und die Hydrotherapie. Es gibt aber bisher nur wenig aussagekräftige Daten zur Anwendungshäufigkeit, zur Nachfrage, zum Ausbildungsstand und der zu erwartenden zukünftigen Entwicklung.

Ziel: Es war daher Ziel der vorliegenden Umfrage, repräsentative Daten zum jetzigen und zukünftigen Einsatz und zum Ausbildungsstand vor allem von Hebammen und Schülerinnen, die die Zukunft prägen werden, zu gewinnen.

Methodik: Im Jahr 2007 wurden in einer Umfrage in verschiedenen Regionen Deutschlands 309 Klinik-Hebammen und Hebammenschülerinnen mittels eines strukturierten Fragebogens in 7 Hebammenschulen befragt. Die Daten wurden deskriptiv statistisch ausgewertet.

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass diese Verfahren bereits stark verbreitet sind und zusätzlich eine deutliche Zunahme in den nächsten Jahren vorausgesagt wird. Dabei wurden die vorhandenen Ausbildungsmöglichkeiten als unzureichend bewertet. Auffällig ist dabei der geringe Anteil der Ärzteschaft an der Hebammenausbildung.

Diskussion: Das konträre Verhältnis der zu erwartenden Zunahme und der unzureichenden Ausbildung macht verständlich, dass im Rahmen von „Führen und Leiten“ Konflikte mit den im Kreissaal Tätigen vorprogrammiert sind. Darüber hinaus kann die zunehmende Nachfrage nicht mit qualitätsgesicherten Maßnahmen beantwortet werden. Eine Lösung ist nur durch die Etablierung und Evaluierung dieser Verfahren im wissenschaftlichen Kontext der Hochschulen und in der Hebammenausbildung möglich und Voraussetzung auch der unverzichtbaren Qualitätssicherung.