Pneumologie 2008; 62 - P39
DOI: 10.1055/s-2008-1074332

Disseminierte Tuberkulose unter Therapie mit TNF-alpha-Blockern

B Kretz 1, A Neher 1, K Häußinger 1
  • 1Asklepios Fachkliniken München Gauting, Pneumologie

Hintergrund: Zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen werden zunehmend TNF-α-Blocker eingesetzt. Mit dieser Therapie steigt jedoch auch das Risiko, eine Tuberkulose zu entwickeln.

Methode: In den Jahren 2005–2007 fielen in unserem Patientengut acht Patienten auf, die retrospektiv analysiert wurden.

Ergebnisse: Wir sahen acht Patienten, die während der Therapie mit TNF-α-Blockern im Rahmen ihrer rheumatischen Grunderkrankung eine disseminierte Tuberkulose entwickelten. Alle waren im Vorfeld der Behandlung gemäß den offiziellen Empfehlungen der Gesellschaft für Rheumatologie hinsichtlich einer latenten Tuberkulose mittels Hauttest, Anamnese und Röntgen-Thorax untersucht worden.

Durchschnittlich 11,4 Monate (1 Monat bis 5 Jahre) nach Beginn der antirheumatischen Therapie traten Symptome auf. Die Diagnose einer Tuberkulose verzögerte sich (2 Wochen bis 5 Monate). Als Grund hierfür ist anzusehen, dass Nachtschweiß und Fieber auch als Nebenwirkungen der TNF-α-Blocker-Therapie gedeutet werden können. Die Hälfte der Patienten mit meist pulmonaler miliarer Aussaat und extrapulmonaler Beteiligung der Tuberkulose sprach gut auf die übliche antituberkulöse Medikation an; bei den anderen Patienten beobachteten wir klinisch wie auch radiologisch einen protrahierten Verlauf. Todesfälle gab es keine.

Schlussfolgerung: Unter immunsuppressiver Behandlung mit TNF-α-Blockern sollte auch nach Ausschließen einer latenten Tuberkulose mit den empfohlenen Maßnahmen stets an die Möglichkeit einer Tuberkuloseentwicklung gedacht und diese frühzeitig diagnostiziert und adäquat behandelt werden.