Pneumologie 2008; 62 - P80
DOI: 10.1055/s-2008-1074305

Ösophagobronchiale Fistel als seltene Ursache rezidivierender Pneumonien im Erwachsenenalter

S Schröder 1, D Walther 1, B Koch 1, C Warnke 1, S Gläser 1
  • 1Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald

Wir berichten über einen 62-jährigen Mann, welcher sich zur Abklärung von chronischem Husten und belastungsabhängiger Luftnot vorstellte. Anamnestisch wurde lediglich ein seit der Kindheit bestehender rezidivierender Husten erfasst. Die vor zwei Jahre erstmalig erfolgte stationäre Aufnahme zur Abklärung dieser Beschwerden erbrachte den computertomografischen Verdacht auf eine ösophagobronchiale Fistel.

Während des aktuellen Aufenthaltes konnte dieser Befund in der thorakalen CT bestätigt werden. Es konnte eine Fistel zwischen dem distalen Ösophagus (endoskopisch 34 Zentimeter distal der Zahnreihe) nachgewiesen werden. Nach Injektion von Kontrastmittel wurde unter Durchleuchtung ein Abfluss in die Segmentbronchien 9/10 rechts dokumentiert. In diesem Bereich stellte sich zudem in der CT ein pneumonisches Infiltrat dar. Bronchoskopisch konnte eine massive eitrige Sekretion im rechten Unterlappen mit entzündlicher Gefäßinjektion der Schleimhaut gefunden werden. Bei schon vorhandenen strukturellen Veränderungen im rechten Unterfeld wurde dem Patienten eine operative Sanierung mit Segmentresektion empfohlen, die er allerdings ablehnte. Neben einer antibiotischen Therapie wurde der Patient physiotherapeutisch (Lagerungsdrainage) behandelt.

In der Differentialdiagnostik rezidivierender Hustenepisoden, Dyspnoe oder/und pulmonaler Infektionen muss auch im Erwachsenenalter an eine Fistel gedacht werden. Neben den wesentlich häufigeren malignen Ursachen sind im Erwachsenenalter angeborene (oder erworbene) Fisteln eher selten. Als relevante Komplikation kommt es zu rezidivierenden Entzündungen und nachfolgender Destruktion betroffener Lungenabschnitte. Die operative Entfernung der Fistel sowie die Einfügung von autologen oder synthetischen Material zwischen Ösophagus und Bronchus steht als Therapiemöglichkeit an erster Stelle. Trotz guter Prognose eines solchen Vorgehens ließ sich unser Patient jedoch nicht von der Notwendigkeit der operativen Sanierung überzeugen.